Dienstag, 31. Juli 2012

Schlaflos in Frankfurt.

Ich will zu viel. Ich will alles. Ich fühle zu viel. Ich fühle alles. 
Alles und jeden, der mich je berührt hat, irgendwo da drinnen in der Dunkelheit.
Vielleicht will ich nur dünn sein, um mich damit wieder meiner Sexualität zu berauben. Meiner Gier.
Will nicht mehr lieben. Will nicht mehr betrügen, müssen. Warum, wozu Frau sein, wenn man nur einmal Frau ist?
Warum funktioniert das leben nicht als Computerspiel? An irgendeinem Punkt sichere ich (falls der PC abstürzt) und mache dann weiter, treffe Entscheidungen, wechsele den Ort und das Erscheinungsbild.
Und wenn es nicht gut geht, kann ich wieder zum letzten Spielstand zurückkehren.
Ich will mehrere Leben, auch wenn ich viel zu schwer an einem einzelnen trage.
Wo hätte ich abbiegen können? Welche Wege hätten sich eröffnet, wäre ich...
Erstaunlich ist, dass ich diese "Wendepunkte" nur nach dem Eintreten starker Gefühle definiere.

Und zwar Gefühlen für Männer. 

Wann war ich mit meinen neunzehneinhalb Jahren richtig verliebt? Intensiv? Selten.
Aber oft genug, um in Gedanken zu diesen Menschen zurückzukehren. In Nächten wie diesen.



Ich stolpere auf dünnen Stelzen in sein Reich. Taste mich durch eine große Spiegelwohung, einen Zaubergarten mit hohem Gras. Mein erstes Mal auf einer Matratze ohne Lattenrost darunter, nur Neil Young und Nachtigallen und er und seine grünen Augen. Und Gin und Vodka und -

CUT.

Ich setze mich also auf das Sofa zu jemand anderem und sehe "Sleepers". Blättere in dem Brel-Buch, bewundere die Bilder, den Ausdruck, bewundere die Art, wie er neben mir an seinem Wein nippt. Sehe Garnelen im Aquarium und berühre weiches Haar. Renne über den Deich. Frühstücke nach einer Nacht im Motel buttrige Croissants. Gedichte. Heimliche Küsse in der Küche  -

CUT.

Jetzt bin ich an einem ganz anderen Ort. Der Mann mit der Marmorhaut. Winzige, feine Linien und schneeweiß. Schnee.Wir plücken Blumen für seine Küche.Wir tun es überall, überall. Ich blicke in unergründliche Tiefen und erahne Romane, Poesie und Trauer, aber ich wische sie weg mit einem Lächeln und fühle, wie er wieder zu sich, zu mir kommt. Wir klammern uns aneinander fest, seine Krawatte ist blutrot-

CUT.

Ein Funkeln nur und Ironie und Stille. Ich sehe mich hungrig. Rede mit der Mailbox. Eine Ahnung von Tiefe und ich gebe mich auf. Es ist nur diese Kraft -

CUT.

Die Gewissheit: sein Auto steht da, ich klettere zitternd die Stufen hinauf. Er küsst mich auf den Mund. 
Hat das jemand mitbekommen? Es ist verboten. Es ist reizvoll. Er ist allwissend. Seine Bilder sind verwaschen, ich betrachte sie und werde nicht schlau aus ihnen. Aus ihm. Er schreibt, er denke viel an mich. Den Brief verliere ich, und ich verliere jede Selbstachtung wenn ich ihn spüre. Eben noch Hände an meiner Hüfte. Wir tanzen und ich sterbe. Er war hier. Ja. Ich nehme seinen Schal und vergrabe die Nase darin. Er sagt, dass er es will -

CUT.
CUT.
CUT!

Ich will alles. Schon erwähnt?
Mein körperlicher Hunger meldet sich. Das ist gut.
Ich werde versuchen, einzuschlafen und dem Hunger nachzuspüren.


Erste Bilder.

T. hat sich endlich die Gitarre gekauft! Und war fleißig am jammen (mit "Peter Burschs Gitarren-Buch", dem Klassiker aus den Siebzigern) während ich Patiencen legte.

Mein Tagessoll - erfüllt!

- Geld abheben
- Schwangerschaftstest kaufen
- Abführmittel 


Schon zweimal verwendet. Dürfte alles draußen sein.
- eventuell so ein nettes Diätprodukt, dass die Muskeln beim Abnehmen schützen soll, sodass Fett abgebaut wird und nicht Muskelmasse

Ziemlich teures Zeug. Die Marke heißt FormMed Healthcare und alles klingt sehr vielversprechend. Man soll zweilmal am Tag Mahlzeiten durch den Shake ersetzen, nach ein paar Wochen dann etwas dazuessen und später die Shakes nur verwenden, wenn man gesündigt hat.
Ich habe Bananen Vitalshake genommen, weil der weniger Kalorien und Zucker besitzt als die anderen Sorten... Schmeckt gewöhnungsbedürftig nach dem zweiten Mal, sättigt aber für mehr als fünf Stunden.
- bei meiner Familie vorbeischauen und meiner Schwester ihr Bikinioberteil bringen
- rechtzeitig zurücksein, wenn T. kommt 

Außerdem gekauft: Meine heißgeliebte garnier bodytonic-Lotion für die Problemzonen. Duftet fantastisch und ich bilde mir ein, dass sie tatsächlich strafft.

Bin ein wenig nervös wegen meinem Gewicht morgen. Heute habe ich über 500 kcal zu mir genommen, bin allerdings auch den ganzen Tag unterwegs gewesen plus 1,5 Stunden Fitnesstudio. Abführmittel nicht zu vergessen. Am Donnerstag mache ich eine BIA Messung mit meinem Trainer, da wird sich zeigen ob sich etwas verändert hat.
Ich sehe es jedenfalls. Nicht am Bauch, aber an den Beinen zeichnen sich wieder Muskelstränge ab und die Oberschenkel berühren sich nicht mehr. Und meine Oberarme werden schmaler und fester.
Ich habe die komische Angewohnheit, überall, wo sich dunkle Schaufenster oder spiegelndes Glas befinden kehrtzumachen und frontal daraufzu zu laufen, Catwalk mäßig. Ja, ich bin eitel. Ich muss nur ständig kontrollieren, wie meine Oberschenkel in diesem oder jenem Rock wirken. Oder in der Shorts. Bei der Gelegenheit kann ich außerdem den breite-Hüfte? und Schlüsselbeinknochen-sichtbar-Check machen. Bekloppt.

So. Ende. Nur noch ein paar Bilder von heute Vormittag, da ich ja die 60 erreicht habe:

 Mein blöder Bauch (angespannt).
 Meine roten Beine vor der Badezimmertür.
 Mir fällt auf, die Hose ist echt unvorteilhaft.
Hier erst recht. Hm.

Falls jemand von meinen vier LeserInnen (danke übrigens für euer Interesse! Das ist echt schön) Lust hat, seine Meinung zu den Bildern kundzutun, so sei er hiermit dazu herzlich aufgefordert! (:
Nein, ich brauche Rückmeldung. Wäre echt lieb.

Montag, 30. Juli 2012

A lot to do.

60,2!

Nervenzusammenbruch gestern hat sich wieder ins Gegenteil verkehrrt.
Motivation pur. Aber: ich muss mehr essen. Dafür halt mehr Sport. Eben gegessen: fast einen ganzen Magermilchjoghurt (38 kcal) + drei Teelöffel Sojajoghurt (~ 25 kcal) + ein paar Johannisbeeren und Leinsamen (~ 30 kcal) macht ca. 93 kcal für's Frühstück.
Ich gehe jetzt in die Stadt.

To do:

- Geld abheben (hoffentlich ist noch genug da!)
- Schwangerschaftstest kaufen (ja, leider)
- Abführmittel (war seit über einer Woche nicht mehr... weil ich versuche, mit dem Rauchen aufzuhören?)
- eventuell so ein nettes Diätprodukt, dass die Muskeln beim Abnehmen schützen soll, sodass Fett abgebaut wird und nicht Muskelmasse
- bei meiner Familie vorbeischauen und meiner Schwester ihr Bikinioberteil bringen?
- rechtzeitig zurücksein, wenn T. kommt

Erste kleine Risse.

- Gewicht gehalten - 

T. war heute draußen, zum ersten Mal. Ich schwanke zwischen Distanz und vollkommener Hingabe, wende das Gesicht von ihm ab und zerfließe förmlich unter seinen Händen.

Offizielle Ansage: 

Ich hasse meine Magersucht. Ich hasse es, keine Kraft zu haben um ohne Pausen in den 3. Stock zu gelangen. Ich hasse es, jeden Tag die Kalorienmenge reduzieren zu müssen, weil ich zwanghaft immer etwas weglassen, übriglassen muss.
Ich hasse die Alpträume von Fressgelagen. Ich hasse es, das T. und wahrscheinlich jeder andere vernünftige und klar sehende Mensch meine Krankheit verharmlost, nach dem Motto "Naja, umkippen wird sie wohl nicht, hat ja noch ordentlich Reserven auf den Rippen".
Ich hasse es, Menschen zu sehen die essen und dünn sein können. Ich hasse es zu wissen, dass ich, sobald ich etwas essen würde, das ich wirklich essen möchte, eine FA bekommen und immens zunehmen würde. Ich hasse diesen Käfig, diesen goldenen Käfig, der mich vom Leben entfernt, mich verbissen und vergesslich, schwach und unkonzentriert, zwanghaft und depressiv(er) macht.
Ich hasse es, dass meine Mutter sich jetzt Sorgen macht. Ich hasse es, "gesund" werden zu müssen.

Denn:

Gesund bin ich noch viel angreifbarer. Gesund bedeutet fett ("Sieh doch ein, dass du keine Storchenbeinchen hast. Du siehst so toll aus, normal. Gesund.") Leckt mich alle. Ich will, muss wieder dünn sein. Sonst kann man mich verletzen...

Ich mache weiter, starving on.

Samstag, 28. Juli 2012

Etappensieg.

Yeah! 60,5. Gestern war es zu heiß, um Sport zu machen, und ich hatte zu wenig gegessen, um halbwegs geradeaus laufen zu können.
Scheiße, man. Mein Kreislauf war dermaßen am Ende.

August 2010
Urlaub in Holland. Meine Mutter sieht mich an, da liegt so viel Traurigkeit in ihrem Blick, dass ich ihm kaum standhalten kann. Ich mustere meine ausgelatschten Sneakers und scharre ein wenig auf dem Boden. Meine letzte Nahrungsaufnahme ist über zwanzig Stunden her, und das macht sich bemerkbar. Jedesmal, wenn ich den Kopf bewege, wenn ich aufstehe. Sie hat Angst, ich weiß. Wir haben beide Angst, nur vor unterschiedlichen Dingen. Meine Sorge ist es, nach dem Urlaub nicht unter 40 kg Masse in dieser Welt zu bewegen, ihre, dass es so ist.
Ich fühle mich unglaublich fett. Meine Beine sind nicht "magersüchtig" dünn, sie sind "okay-schlank"-dünn. Sie will mit mir in die Stadt fahren, ein bisschen einkaufen. Ja!, sagt eine Stimme in mir, Radfahren bedeutet Kalorienverbrauch! Nein!, sagt die andere, alle werden sehen wie fett du bist falls du umkippen solltest. Denn ich fühle mich recht nah an der Ohnmacht.
"Also, na gut, lass uns fahren", sagt meine Mutter und stercht sich die langen Haare hinter die Ohren. Schwungvoll springt sie auf das alte Fahrrad unsres Vermieters und fährt los. 
Ich habe Mühe, mitzuhalten. Mein Gehirn ist pelzig und wie gefroren. Meine beine treten mechanisch und Krämpfe kündigen sich an. Mein Herz rast. Treten, Treten.
Du fette Sau, kannst nicht mal mehr Sport machen, obwohl du es bitter nötig hättest! Deine ekelhaften Oberschenkel, wah.
Die folgenden zehn Minuten sind ein einziger Kampf mit der Ohnmacht. 
In der Stadt angekommen (die mehr ein Dorf ist, es gibt nur drei Einkaufsstraßen) machen wir Halt in einem Schuhgeschäft. Mein ganzer Körper bebt und zittert. Meine Mutter probiert in Seelenruhe Schuhe an, blickt immer wieder zu mir. Fragend, liebevoll. Voller Angst. 
Ich stelle mich meinem Kopf und trete vor den Ganzkörperspiegel. Profil, frontal trauer ich mich nicht.
Und ein Wunder - sind das meine Beine? Sie sehen gut aus, ja. Wirklich gut. Das erste Mal dass ich das von mir sagen kann. Mein Bauch und meine Arme verschwinden unter einem riesigen hellgrauen Pulloverzelt. Meine Augen tereffen die einer Verkäuferin. Sie guckt beschämt weg. Ich lächle.
"Wie findets du die, Phoebe?" Ich drehe den Kopf und da ist sie wieder, die Nebelwand, der Schwindel, der Hirnfrost. Mein Herz stolpert, setzt aus. Einundzwanzig, zweiundzwanzig. "Die sind schön. Echt. Nur ein bisschen teuer..."

                                                       Meine Beine in Holland, ca 39,8kg


Gut ist, dass es heute weniger heiß ist. Das bedeutet ich kann Sport machen. Gegessen habe ich leider schon, aber das musste sein. Die Erinnerungen an meinen hungerinduzierten Kreislauf sind noch zu lebendig... Also: Weight-Watchers Suppe (40 kcal) und ein halbes Stück Minivollkornbrot (~35 kcal).
Im Kühlschrank warten noch für heute Abend: Garnelen, Hähnchenstreifen, fettarmer Käse, Salat, Magerqoark, Magerjoghurt, Sojajoghurt, Sojamilch, fettarme Milch. --Die Qual der Wahl. aber ich kann flexibel sein, das ist gut.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Alles gut.

61,5.

Finally...

Gestern bei T. im Krankenhaus war es wunderschön. Er tut mir so leid. Er riecht so unfassbar gut.
Nachdem ich gestern schon den Flur gestrichen hatte (30min streichen, 60min den Boden von Farbklecksen befreien) hat er vorgeschlagen, demnächst zu IKEA zu fahren und Krimskrams für unsrere Wohnung einzukaufen. Juhu! Ich liebe IKEA noch mehr seit ich diese Szene bei 500 Days Of Summer gesehen habe:


Tausend Küsse am Telefon. Vielleicht wird doch alles gut?

Mittwoch, 25. Juli 2012

Frustration.

Immer noch unverändert, das Gewicht. Und ich sehe fetter aus als vor einer Woche, zumindest ist das mein Empfinden. Vielleicht ist es ein Fehler, so "viel" zu essen (morgens Leinsamen mit Joghurt, Johannisbeeren und Sojamilch, nachmittags eine Weight-Watchers-Suppe, Abends eine Scheibe Käse, 49 kcal). Aber ich habe einfach keine Lust, jetzt schon zu reduzieren. Ich kenne das ja. Am Ende sitzte ich dann hier mit einem hohen Gewiicht und Grundumsatz und ernähre mich von 50 kcal pro Tag. Das muss nicht sein, nicht bei dem Gewicht. Das nehme ich sonst sowieso wieder zu, weil ich diese Ernährung nicht für immer durchhalten kann...
Ich hasse es. Mich.

Dienstag, 24. Juli 2012

Sporty sporty.

62,2

Jetzt Fitnesstudio. Lade mir dafür noch schnell das hier herunter:


Bin irgendwie... Gut drauf?

Edit: Endlich, endlich habe ich meine Ziele formuliert. Siehe oben. (:

Messbare Fortschritte.

Ich habe T. heute ins Krankenhaus gebracht, bzw der Krankenwagen.
Suizidalität, 2,8 Promille. Haben den ganzen Tag in der Notaufnahme verbracht...
Er muss es jetzt schaffen. Ich brauche ihn so sehr.

Auf dem Rückweg ist mir aufgefallen, wie viele dünne Frauen es doch gibt. Und alle saßen mit ihren kerngesunden, glücklichen Freunden im Léon Garcias und mampfen Tapas.

Und ich, die fette Sau?
Habe eine Laugenbrezel gegessen und einen Joghurt. Sollte reichen.

Und eine Digitalwaage gekauft, für unsere Wohnung. Es nervt, mich nur im Fitnesstudio oder bei meinen Eltern wiegen zu können. Ab morgen wir protokolliert. 
- Motivation hoch, Erschöpfungsgrad unermesslich.

Montag, 23. Juli 2012

Liebestrauma.

Ich liebe einen Alkoholiker.

Ich liebe ihn, seit wir vor anderthalb Jahren zur selben Zeit in der Psychiatrie gelandet sind.
  Ich liebe einen Choleriker.
T. ist der klügste, gebildetste, erfolgreichste, rationalste und analytischste Mensch, der in meinem Universum existiert - und der destruktivste zugleich. Wenn er verletzt ist, verliert er jede Beherrschung. Ob ich es bin, seine Mutter, seine Ex-Frau. Egal. Er wirft mit Tellern und vollen Aschenbechern. Er Brüllt und wütet jenseits von Gut und Böse. Er wird handgreiflich.
Die Worte, die in solchen Momenten (besonders wenn sie durch den Alkohol verstärkt noch inbrünstiger dröhnen) seinen Mund verlassen, sind Skalpelle in meinem Kopf. Mit sich überschlagender Stimme:

Du ekelhafte Person. Du Stück Scheiße. Ich wünsche mir, dass du stirbst. Du bist so hässlich und so arrogant. Ich war noch nie mit einer so fetten Frau zusammen. Du bist eine Hure. Ein Mitleidsfick. Wenn du so weiter frisst nimmt dich in spätestens zwei Wochen nicht einmal mehr ein Obdachloser. Dein Körper widert mich an. Ich kriege bei dir echt keinen mehr hoch, du bist so hässlich und nur Cellulite überall. Dein Gesicht geht, aber schön bist du nicht, du Fotze. Du saugst andere Menschen aus wie ein Parasit. Du hast noch nichts in deinem Leben erreicht. Ich will nciht mal mehr deine Titten schlagen, selbst dir wehzutun macht keinen Spaß mehr. Ich kotze, wenn ich dein Gejammere höre über dein Leben und deinen Scheiß-Körper. Ich hasse es deinen Bauchgeräuschen lauschen zu müssen wenn du schläfst. Du bist faul und undiszipliniert. Und klug bist du auch nicht, nicht mal überdurchschnittlich. Du bist dumm und ein Arschloch.Und eine fette Sau. Fahr doch zu S. (oder zu R.) und lass dich durchficken. Die müssen blind sein. Du bist der letzte Dreck. Verschwinde aus meinem Leben. Ich habe dich nie geliebt. Du wirst einfach verschwinden und keine Lücke hinterlassen, nur Befreiung. Ich hasse dich nicht, du bist mir egal. Du hast mich damals so sehr verletzt, tust es immer wieder, du bist größenwahnsinnig. Du kleine Schmeißfliege, komm ja nie wieder an mit deinen fetten Beinen und deinen fetten Titten. Ich will dich tot sehen.

Ich liebe einen Mann, der mich liebt, mich begehrt, mich wertschätzt.
Der mich streichelt. Mich heiraten will. Der mir die ganze Welt und das Universum erklärt und mir jede verwunschene Lichtung dieser Erde zeigen möchte. Riesenschildkröten und Berge.
Ich liebe einen Mann, der mir nächtelang Komplimente macht. Der findet, dass ich selbst mit 62 Kilogramm schlank wie ein Aal aussehe. Mit dem ich über alles diskutieren kann, der Worter, Musik, Bilder, Erfahrungen, Filmszenen in seinem Kopf herumträgt die meine kühnsten Träume übersteigen.
  Ich liebe einen schwer depressiven Menschen.
Er steht mit einem Fuß im Grab. Er ist müde und ohne Hoffnung. Er ist 48 und geschieden, ehemaliger Spitzenverdienen und international zu einem Stundensatz von 600€ zu haben gewesen. Jetzt bezieht er Berufsunfähigkeitsrente. Nicht wegen des Saufens, sondern wegen der Depression.

Ich muss die Kurve kriegen. Ich muss weniger werden, weniger lieben, weniger erwarten.
Ich weiß nicht wieviele Wunden er mir noch zufügen wird können, ich befürchte ich werde nie den Mut haben, zu gehen.
Vor Angst liege ich seit dem ersten Ausbruch oben geschilderter Art vor zwei Wochen (Weltuntergang) wach neben ihm und warte, bis er einschläft. Dann betrachte ich ihn. Wie friedlich er ist. Wie schön er ist, wie stolz. Wie schrecklich er ist. Fürchte mich vor der Gewalt seiner Worte, seiner Hände. Fürchte seinen Zorn. Die Angst ist immer da. Die Stimmung kann immer kippen.
  Ja, er entschuldigt sich. Behauptet, diese Dinge nur zu sagen/tun, um mir so sehr wehzutun wie es geht, weil ich ihn betrogen habe. Belogen. Verraten.
Er behauptet, dass es alles Lüge wäre, was er nach mir geworfen hat. Ich die schönste und hübscheste Frau sei, die er je in seinen Armen gehalten hätte. Dass ich klug sei und begabt, und bewunderswert. Und lieb. Ich Sei ein lieber Mensch und er würde mich immer lieben.

Schön wäre natürlich, wenn ich das Selbstbewusstsein hätte, diese Entschuldigen zu glauben. Oder es einfach nicht zuzulassen, dass er so gewalttätig wird. Zu gehen.
Ich liebe ihn. Wie könnte ich gehen?




Montag, 16. Juli 2012

Siechtum.

Seit Tagen siechen wir nur so vor uns hin.
T. trinkt, ich penne.
Wir berühren uns, tauschen Visionen und Komplimente.
Lassen uns Pizza liefern, jeden Tag.

Schlafen.

Refeed-Phase, wird morgen beendet!

Samstag, 14. Juli 2012

Und mein Gewicht fällt.

Das Abnehmen fällt mir leicht. So leicht!
Minimale Lücke zwischen den Oberschenkeln erkennbar. Bauch schön flach - nur meine Arme scheinen mir unverändert.
Jeden Tag seit der Apokalypse bin ich mit weniger als 700 kcal ausgekommen, ohne zu hungern. Ich LIEBE Weight-Watchers-Produkte, Sojamilch und fettreduzierten Käse.
T. schläft.
Seinen Rausch aus.
Ich betrachte ihn mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Beklommenheit.
Er ist der einsame Reiter aus der texanischen Steppe, der sein Wundfieber ausschwitzt. Die Verbrennung, die er sich in der NACHT zugefügt hat, ist aschenbechergroß und fleischigeitrig. Warum?
  Für mich. Und immer für mich.

Ich trage schwer an der Verantwortung. Es ist so viel leichter, nicht für sich selbst, sondern für andere zu sorgen - den anderen wird es immer noch schlechter gehen als mir, und die anderen werden es immer mehr verdienen als ich.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Zwischenmusik.

Der Weltuntergang ist vollzogen, die Reinkarnation ebenso.
Ich muss das hier festhalten. So etwas habe ich noch nie erlebt.
Ich bin motiviert und demotiviert zugleich.
Herzschmerz und Herzglück.

Post folgt.

Montag, 9. Juli 2012

Wohin?

T. sagt, er hat noch nie einen so zerrissenen und widersprüchlichen Menschen gekannt. Zwei Minuten später war er weg.
Unser Wochenende war (mit Höhen, Tiefen und THC) ganz schön. Relativ wenig Streit für unsere Verhältnisse.
   Gestern, im vollgedröhnten Zustand, ein Weg, von dem ich nicht gedacht hätte dass er sich jemals wieder so deutlich abzeichnen würde - und wenn ich tot wäre?
Ich habe so viel Scheiße angestellt, mit anderen Menschen und mit mir selbst. Stecke so fest. Vielleicht gibt es ja ein zweites Leben, in dem man die Dinge besser machen kann. Und wenn nicht - schlimm wäre das nicht.
Ich erschrak vor mir selbst. Ein wenig. Der Gedanke schmeckte so tröstlich, als ich ihn aussprach.
  Heute erschrecke ich wieder. vor Bildern, die in meinem Kopf in meinem Zustand und meiner Verfassung absolut nichts verloren haben. Vor einem unsichtbaren Sog, der mich tiefer hinein zieht. Tiefer in die Materie und zugleich raus aus der Realität.





Meine Gefühle sind kaum noch regulierbar, Triebe, Vorschriften, Verpflichtungen und Träume rauschen durch mein Gehirn und schütten literweise Botenstoffe in meine Blutbahnen.
Ich wanke.
Ich wackele.
Ich breche zusammen - schluchzend, bebend.
Ich könnte mir den ganzen Tag Ohrfeigen geben.
  Ich hasse mich so sehr für meine alienhafte Fremdheit in dieser Welt, für meine kindlichen Obsessionen und Tagträume heute, für meine Essanfälle gestern. Für den Betrug. Für die Masken. Für das Schauspiel :"Ich kann das alles tun, ich gehe jetzt arbeiten, mach das Abi und alles wird gut. Ich verspreche, dass alles klappt."
Wo ich im Inneren so verstört und verängstigt bin, ständig zucke und krampfe vor Scham und Angst und Wut und Hass.
Hass.
Hass.
Also, den Hass hätte ich. Genug Hass für den leichten Weg.
Dabei wollte ich doch leben?

"Gibt es irgendetwas, Phoebe, was dir ein bisschen Freude machen könnte jetzt? Heute Abend die neue Titanic lesen, den arte-Thementag im Hintergrund, das hast du doch angekündigt. Weißt du, Rituale helfen. Ich weiß, das gilt nicht für dich, aber mir hilft es jeden Abend um zehn Sudokus zu lösen und dabei eine Tafel Ritter-Sport-Alpenmilch zu essen. Nach dem Schwimmen. Das tut auch dir gut, du brauchst Sport. Sport und Disziplin. Strukturen. Tagesabläufe. Nimm doch ein Kilo ab, tu es doch einfach! Nur damit du siehst, was du kannst. Geh arbeiten. Mach das."
"Ich bin so überfordert, T. So kraftlos." Ich weine wie ein Baby.
"Du willst es doch?"
"Vielleicht. Ja. Nein. Ich hasse mich zu sehr gerade. Ich will ja etwas ändern, ich will dir nicht mehr wehtun und unsensibel sein, aber es passiert, ich weiß doch auch nicht..."
"Ich habe noch nie einen so zerrissenen und widersprüchlichen Menschen kennen gelernt wie dich."

Samstag, 7. Juli 2012

Reue und Kater.

Heute ist Fastentag.
Ich faste Essen.
Ich faste Sehnsüchte.
Ich faste Scham.
Ich faste Blut und faste Rausch.


Gestern war Horrortag.
Geburtstag von meinem Opa mit Verwandten und Kuchen... Shopping mit Mutter und Schwester und viel zu engen und kleinen Klamotten. Und der absolute Gipfel meiner Unzulänglichkeit gegen elf Uhr beim chatten.
Wenn ich nicht ich wäre, würde ich mich auslachen.
Aber ich bin ich.
Ich verletze andere und mich selbst.
Vor allem mich selbst.
Ich verletze den Menschen, der mir alles zu geben vermag aus Angst vor Nähe, Angst vor Verantwortung gepaart mit einem schier unersättlichen Hunger nach Bestätigung, nach dem Geruch von Fremde, Abenteuer, Männerschweiß. Nach Sex.
Bin ich krank? Bin ich süchtig? Steigere ich mich in Sehnsüchte herein? Mhm.
Ich bin leicht entflammbar. Leicht zu ködern. Und nicht willens, mich festzulegen.
Regression!


Edit: Foto von früher.


Freitag, 6. Juli 2012

Hirntot.

Mein Gehirn besteht zu 85% aus Sex.
10% sind Gedanken an Geld.
5% Todessehnsucht.


Tranchiermesser gegen Oberschenkel.

Bitte steigern.

Und noch mehr Verwirrung.
Männer!
Männer!
Männer!

Merci und Chapeau.

Rainsickness.

Stehe rauchend im offenen Fenster und lasse den Regen mein Blickfeld zerschneiden.
Bindfäden prasseln und trommeln mit rhytmischer Präzision auf die Dächer der Altbauten.
Eine alte Dame steht im Dachfenster gegenüber und nickt mir kaum merklich zu. Ich höre Space Dementia und fühle mich wie im freien Fall.
Tropfen, Fäden, Wolkentränen.

Height is the one for me
It gives me all I need
And helps me co-excist with the chill

Mein Herz ertrinkt in den Fluten. Ich öffne mich himmelwärts.
Schließe die Augen und sehe Dich.

You make me sick because I adore you so
I love all the dirty tricks
And twisted games you play on me

Erinnerungsfetzen. Alle gegen den warmen Asphalt geschmettert und in die Gullys gespült.

You'll make us want to die
I'd cut your name in my heart
We'll destroy this world for you
I know you want me to feel your pain

Ich blase Rauch auf die Straße, strecke Hände und den Kopf so weit es geht hinaus. Ich weine, und der Regen erbarmt sich meiner Tränen.

 Space dementia in your eyes and
Peace will arise and tear us apart
And make us meaningless again.

  



Worauf zur Hölle warte ich eigentlich?



Mittwoch, 4. Juli 2012

Freud'scher Verhörer.


















Nicht reinsteigern, Kleines. Reinsteigen. 


Was mich an der Wasseroberfläche hielt -

Der Absturz-Frühling und wie ich T. kennenlernte.
Lebensmüdigkeit und Resignation, verzweifeltes Tanzen auf dem Balkon der Psychiatrie in C.s Joy Division-Shirt verwandelten sich in sechs perfekte Wochen ohne Geld, ohne Gewicht, ohne Last. Rastlos. 

Ein Haus mit Garten am Stadtrand.
  Wir hatten nur uns und die Luft, die wir atmeten. Wir waren die Luft, die wir atmeten. 

Wir lagen auf dem Boden im Schatten und hörten Pink Floyd, The Eagles, The Smiths. 
Wir rauchten und zogen uns aus und an, ganz selbstverständlich immer wieder.
Wir fütterten unsere Köpfe, bis sie barsten, neue Grenzenlosigkeit des Denkens.
  Ich konnte Rosinenbrot mit Butter essen, zum ersten Mal seit fast zwei Jahren. Alpenmilchschokolade von Rittersport. Ich nahm ab. Zwischen meinen Oberschenkeln eine klaffende Lücke. In meinem Herz nur Kolibrischwärme. Er war überall und ich glücklich.
  Den Gin nahm ich hin, die Falten interessierten mich nicht. Ich wurde immer lebendiger, leichter. Ich wollte wieder tanzen gehen. Un, deux, trois, pliée.

Turn off the signal - wipe out the noise.

  Kilometerzählerin war ich. Das war noch nicht das Ziel, aber es fühlte sich so an.
 Legosteine, Radtouren, alte Westernfilme, Münzgeld, Kippe im Mundwinkel, hohes Gras im Garten, wir leben!

Suche.

Unfassbar geiles Lied. Wahnsinn WAHNSINN.

Ja.

Ich schmecke Riesling und einen merkwürdigen Nachgeschmack von... Missverständnis?
 Meinen Typen eigentlich immer, dass man flirtet, wenn man einfach nur höflich ist?
Ich sollte mehr Arschloch werden - jetzt bin ich für morgen zum Mittagessen verabredet. Mit Omar Sharif inklusive Johnny-Depp-Bärtchen. VOLL nicht mein Typ.
  Hm.
Kaum was gegessen heute, was mich ein wenig stolz macht: ein bisschen Müsli um eins, ein Duplo um halb sechs. Kaffee.
  Der Wein pulsiert in meinen Blutbahnen und mein Kopf ist ein Vakuum. Was mache ich eigentlich?
Geht's noch?

Bin ich ein dummes Mädchen? Ja.
Weiß ich nicht, wann ich nein sagen sollte? Ja.
Fühle ich mich geschmeichelt? Ja.
Bin ich armselig? Ja.
Bin ich ein kompletter Vollidiot? Ja.
Bin ich asozial? Ja.
Hasse ich mich? Ja.
Bin ich ekelhaft und hässlich und fett und ein schlechter Mensch? Ja.
Würde ich mich gerne schneiden? Ja.
Werde ich gaga? Ja.
Fühle ich mich schmutzig? Ja.
Wurde ich bedrängt? Ja.
Hätte ich "Nein" sagen können, wäre ich selbstbewusster? Ja.

  Ich sehne, verzehre mich nach S. und renne in Sackgassen.

Montag, 2. Juli 2012

Emotional instabile Persönlichkeitsstörung. //MEN.

Kaffee, Kippen, Die 70er Musik von T. im Hintergrund.
Ready to post!

Hatte ein anstrengendes Wochenende. Die Zeit mit T. ist immer ein Auf und Ab.
  Freitag war schön.
Samstagvormittag gab es einen cholerischen Anfall seinerseits und einen Heulkrampf meinerseits - weiße Wandfarbe überall in der Wohnung verteilt, Türen knallen, zitternde Hände, die sich umklammern. Zusammenzucken unter seinem Gezeter. Entschuldigungstiraden (beiderseits).
  Samstagnachmittag Gras organisiert, den Abend im Park gelegen und abgeschossen. War angenehm.
T. meinte, er habe das letzte Mal vor 25 Jahren gekifft.

Abends Süßigkeiten für mindestens sechs Personen gemeinsam vernichtet. Kein Sex.
  Sonntag war dann extrem entspannt, wir haben noch ein, zwei Joints geraucht und die Greatest Musicians - Liste des Rolling Stone durchgeackert.
Sonntagabend Telefonmarathon. 

Seit langem wieder R.s Stimme am Telefon: "Ich fände es schön, wenn du kommen würdest, ja. Aber das können wir nicht machen. Es geht nicht. Im Herbst besuche ich meine Schwester in Mainz, da können wir uns ja dann..." Schweigen. Seufzen.
"Was seufzt du? Seufzen. Komisches Wort." 
"Du weißt es doch, Phoebe. Ich glaube, würde ich dich jetzt sehen... Ich könnte die Finger nicht von dir lassen." 
"Ich dachte den Punkt hätten wir überwunden?! Und wenn schon. Ich will das auch. Ich lebe im Moment sehr promiskuitiv. Lass uns ganz entspannt da ran gehen, ohne Druck, ohne Verpflichtungen." 
"Ach, du. Ich würde mich da wieder zu sehr reinsteigern, das weiß ich. Ich kenne mich doch." 
"Nur ein bisschen reinsteigern, alter Mann. Das wird schon gehen. lass uns einfach treffen und sehen, was..." 
 "Kiffst du?"

T. ruft an. Ich reagiere nicht sofort. Wir reden kurz, die Verbindung bricht ab. Ich rufe nicht zurück, schwelge weiter in Erinnerungen mit R.
Danach versuche ich es wieder bei T. Er ist sauer...

Ein falsches Wort von ihm, ein Nervenzusammenbruch für mich.
Ich bin immer noch abhängig, abhängig von seiner Gunst, seiner Aufmerksamkeit, seiner Bewertung.
  Stärker abhängig als von jedem anderen Mann, von jedem anderen Menschen in meinem Leben.
Ich weiß, es ist krank. Ich liebe ihn nicht mehr, und doch ist er so allgegenwärtig und so tief verbunden mit meinem innersten, unsichersten Selbst.
  Er kennt jeden Zentimeter meiner Haut, jedes Gramm Fett, das ich in den letzten Jahren zu- oder abgenommen habe. Jeden Gedanken, die peinlichsten und dunkelsten Momente. 
Alle Fehler, alle Lügen, jeden Betrug, alles, alles weiß er. Kennt er. Nutzt er.

Ich komme nicht weg von diesem Richter meiner Worte, diesem Terroristen meiner Gefühle.

Und doch bin ich alleine.
Es gibt ihn, den Menschen, den ich ohne dafür büßen zu müssen in mein Herz gelassen habe, hunderte von Kilometern von mir entfernt im tiefsten Bayern.
Was gäbe ich dafür, wieder mit S. aufzuwachen. Seinen für meine Nase so fremden Jungengeruch zu riechen, seine weichen, faltenlosen Gesichtszüge vor mir zu sehen und sein störrisches Haar zu berühren. Sein Morgengesicht, sein Abendgesicht.
Wie ein starkes Medikament ohne bekannte Nebenwirkungen.

So ganz anders als T.
So ganz anders als R., der seinerzeit meine Gefühle vergewaltigen konnte und ich die seinen.
  Schmerz, Kummer, Zweifel, Wut. Muss Liebe immer wehtun? 
Kann sie vielleicht ganz einfach, ganz natürlich, ganz reibungslos, ganz unglamourös sein?
Inzwischen würde ich das nicht mehr infrage stellen. Ich habe es gefühlt.