Sonntag, 11. November 2012

Körpergefühl.

Ich sehne mich nach den Zeiten, in denen alles leicht war.
Die Liebe, die Luft, die Zukunft und ich. Vor allem ich.
Im Moment bin ich schlaf- und haltlos, orientierungslos, kraftlos. Ich esse wenig, nur Dinge auf die ich wirklich Lust habe (Schokomüsli und Schokomüsli und Kaffee und Schokomüsli). Und das auch nur, wenn mir kein Sex bevorsteht, denn ich lege wert darauf dass mein Freund meinen Bauch nur ungefüllt zu sehen bekommt, selbst wenn das bedeutet dass ich erst abends essen darf.
"Da, da siehst du doch deine Knochen, spürst du sie? Wie du es immer wolltest", er streichelt die Kuhle meiner Hüftknochen.
Während er meine fetten Schenkel küsst verdrehe ich mein Becken und halte die Luft an, sodass es wirklich an frühere Zeiten erinnert. An Zeiten, in denen alles so leicht war.
Ich bin hochkonzentriert auf meinen Körper in jeder Sekunde, in der wir es tun. Das ist anstrengend. Ich will, dass er endlich kommt, damit ich tief einatmen kann.
Wir verbringen drei Stunden im Bett, hören Seal und der Regen klatscht gegen unser Fenster. Es ist wunderschön, einerseits.
Andererseits bin ich so abgrundtief traurig.

Heute morgen sitze ich also mit meiner Schwester (16) auf unserem Balkon und rauche. Sie raucht sehr süß, stippt nach jedem Zug gewissenhaft die Asche ab und hält ihre Kippe sehr verkrampft und elegant.
Ich will mit ihr reden, ich weiß nicht mit wem ich reden soll. Will sagen, "Hey, mir geht es sehr dreckig momentan, nichts hält mich hier, ich fühle mich unfähig, dieses Leben zu leben". Ich sage "Hey, wie fandest du eigentlich den Vorspann von Skyfall? Bisschen überladen, oder?"

T. gestern Abend am Telefon: "Du bist so perfekt. So unfassbar schön, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Nimm meinetwegen zwei Kilo ab, dann kannst du bei Victoria's Secret mitlaufen". Ich erkläre ihm, dass die Frauen dort mindestens 12 kg weniger wiegen als ich. Er ist sauer, meint, ich solle endlich aufhören über meinen Körper zu lamentieren.
Er versteht gar nichts. Ich bin krank!
Ich will die Leichtigkeit zurück, mehr als alles andere. Ich taste nach Hüftknochen und spanne die Arme an, damit sie schlanker und fester aussehen. Ich muss.

So sein:


3 Kommentare:

  1. sehr nachvollziehbar und bekannt.
    mir ging es so eine ganze zeit lang,...nur denken denken, von genießen keine spur. vergeblichst gesucht.
    aber man merkt du kämpfst, lass dich nicht abhalten davon!!

    wegen deiner frage zur klinik,.. ist das nicht so in den meisten Kliniken? (2 Kohlenhydrate)
    ich war in bad tölz in bayern in einer Klinik, du?

    ich wünsch dir viel kraft!!!

    xoxo

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  2. ich kann das alles gut nachempfinden-allerdings fürchte ich, dass man diese Leichtigkeit nie erreicht. man wird zwar leichter und leichter, aber fühlt man sich auch so? bei mir war es jedenfalls so, dass ich mich eher schwerer und schwerer gefühlt habe. Mittlerweile denke ich, dieses Gefühl nur empfinden zu können wenn man sich selbst so akzeptiert hat, wie man ist. Und leider ist das noch schwerer, als sich auf ein Fliegengewicht runter zu hungern.

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  3. leider sagt mein gehirn etwas anderes...

    (trotzdem lieben dank.)

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