Mittwoch, 24. Juli 2013

Manchmal frage ich mich... [edited]

...ob ich meinen vollkommen "normalen" Körper und BMI vielleicht besser akzeptieren könnte, wenn ich nicht in einen Mann verliebt wäre, der explizit auf dünne Frauen steht ("Aber du bist genau so wunderbar, wie du bist. Ich liebe deinen Körper", hatte ich erwähnt dass ich sowieso niemandem ein Wort glaube?).
Wenn ich Bilder auf tumblr hochladen würde von meinen zellulitösen Oberschenkeln, die beim Gehen aneinander reiben, und das Ganze mit dem Hashtag realtights versehen. Wer weiß.
Vielleicht wenn ich in feministischer Manier die Gesellschaft hinterfragte, die mir dieses Schönheitsideal aufstempelt, welchem ich immer hinterherhecheln werde. Oder meinem Vater in die Fresse schlagen könnte, wenn er mich beim Essengehen fragt, ob ich wirklich Kohlenhydrate zum Abendbrot essen will ("Und überhaupt, Lachs, Sahne? Das ist aber nicht vegan!").
Ich müsste vielleicht all die Bilder von meiner Festplatte löschen, die mich mit BMI-kurz-vorm-Hungertod zeigen, damit ich sie nicht mehr anhimmeln kann.
Der Gedanke fühlt sich an wie Aufgeben.


Edit 15:33:

Lustig, da finde ich gerade bei der Zerstreuung auf vice.de einen Artikel, der das Ganze noch zuspitzt und weiterführt:
"Wie dem auch sei, bis irgendwann später—auf keinen Fall vor 25—will jede das haben, was alle anderen haben, es ist widerlich. Die einzige universell sichere Tatsache ist, dass alle Mädchen dünn sein wollen, aber jede sagt: „Ieeh, dünn ist eklig“, während sie zu Modemagazinen masturbieren. Und eigentlich machen es sich weiße Mädchen auch zu Rihanna, so viel ist sicher.
Du darfst deinen Körper nicht mögen (das wäre „eingebildet“), aber wenn du coole feministische Freunde hast, dann darfst du auch nicht versuchen, ihn zu verändern. Und wenn deine Freunde eher so dem, ähm, Standard-Problemtyp entsprechen, dann darfst du auch nicht nicht versuchen, ihn zu verändern. Die Folge sind eine Kultur von Unaufrichtigkeit, Feindseligkeit und (am schlimmsten) wiederholte „Du bist schön“- und „Du bist hinreißend“- und „Ich würde für deine Beine töten“-Schwüre. COOL. Stell dir vor, wie ich bei dem Gedanken Luft in meine Handfläche kotze."

Was denkt ihr darüber?

6 Kommentare:

  1. Du stehst so.. über den Dingen, und musst doch mit ihnen kämpfen
    :(

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  2. Das alles spricht so sehr aus meiner Seele...
    Und ich denke darüber, dass es wahr ist. So wahr und zum Kotzen. Die Gesellschaft sagt, du musst so sein wie ein dünnes Model und gleichzeitig sagt sie, du sollst dich gottverdammtescheißenochmal!!! lieben, weil du gut so wie du bist. Finde ich das gerechtfertigt? Nein.
    Und anstatt wir unser eigenes Ding machen, hetzen wir dem Ganzen dann doch hinterher.
    Aber der Fehler liegt im System, oder?

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  3. Ja doch, du hast recht. In der Klinik war man eine zwiegespaltene Persönlichkeit. Es ist so traurig.
    Doch trotzdem mache ich weiter. Warum? Ich weiß es nicht ...

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  4. der vice-kommentar klingt dumm und oberflächlich. sorry, aber es gibt so viel mehr auf der welt mit dem man sich beschäftigen kann als mit thigh-gaps und dem ganzen zeug. mach dein ding, scheiß auf die gestörten vorstellungen dieser kindfrauen. und du musts die fotos ja nicht löschen.
    aber wie wärs, wenn du sie auf eine cd brennst, vlt noch auf nen usb-stick, dir ne kiste bastelst in die du sonst auch noch andere erinnerungen zu dieser zeit legst. ich hab so eine kiste und kann sie dann ganz bewusst aufmachen oder ganz nach hinten in die ecke schieben, wenn mir danach ist...
    <3

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  5. Es wäre auch aufgeben.
    Wenn du kurz darüber nachdenkst, was bleiben würde wenn du der Essstörung goodbye sagst. Wie viele Jahre? Irgendwann tritt alles in den Hintergrund. Und wenn du das aufgibst, gibst du auch ein Stück von dir auf. Die große Unbekannte, was kommt danach, das würde wohl die meisten am aufgeben hindern. Ich denke oft: Etwas, das vertraut schlecht ist ist besser als etwas, das fremd, neu und uneinschätzbar ist. Ich suhle mich lieber in dem Dreck den ich schon kenne.

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  6. Ich finde, Vice hat ziemlich an Niveau verloren. Ich lese die Zeitschrift (gedruckt und online) schon seit Jahren und bin mit jedem Artikel enttäuschter. Was an dem Text wahr ist, ist die Ambivalenz, wie schon von meinen Vorrednern ausgeführt. Und genau DAS ist es, was die Industrie von uns will. Wir sollen anfangen zu rauchen und uns dann Pflaster, Sprays und Bücher kaufen, um wieder aufzuhören, um dann wieder von der Werbung verklickert zu bekommen, rauchen sei ja mit Skiurlauben und grünen Wiesen verbunden (nicht zu vergessen mit Abenteuer, Spannung und Dont-Be-A-Maybe). Wir sollen unseren Körper hassen, weil er nicht so perfekt ist, wie die unerreichbaren Ideale, also kaufen wir Shakes, Pillen, Abnehmbücher und -hörspiele. Nur um im nächsten Atemzug zu erkennen, dass Kurven erstrebenswert sind und demnächst ja der neue Plus-Size-Rausch kommen wird, ganz bestimmt. Also nehmen wir zu und arbeiten an uns selbst (am besten mithilfe von Selbsthilfebüchern) - um beim Kauf des nächsten Magazins in Tränen auszubrechen.
    Wie sehr Menschen darunter leiden interessiert hier keinen. Es geht darum, dass jeder etwas besonders gut verkaufen will. Und das wird so überzeugend vermarktet, dass wir mit unseren labilen Köpfen völlig durchdrehen. (einiges sehr überspitzt dargestellt natürlich)
    Und ich denke nicht, dass es daran liegt, dass er auf "dünne" Frauen steht. Ich denke, du wirst dir auch mit einem Freund, der sehr kurvige Frauen mag, Ausreden finden, dich selbst nicht zu akzeptieren.

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