Samstag, 22. Juni 2013

Inside your pretending / crimes have been swept aside / somewhere where they can forget.

Gibt es etwas demütigenderes, als Unterwäsche anzuprobieren und seinen weichen Körper in Pseudo-Reizwäsche gezwängt in diesem furchtbar grellen Licht ausgeleuchtet zu sehen? Kleine Panikattacke, ich schwitze ohne Ende. Drei Höschen landen auf dem Band (weiß, schwarz, Spitze, alle in verschiedenen Größen). Die Kassiererin sieht aus wie Miss Piggy. Ich greife eine Packung Toffifee, mein Spiegelbild in der Rolltreppe ist die reinste Folter.
Ja, es geht immer noch demütigender! Vor dem Kaufhof laufe ich T.s Exfrau inklusive Sohnemann in die Arme. Ich ignoriere sie und schäme mich dafür. Aus dem Augenwinkel versuche ich, ihre Kleidergröße einzuschätzen. Willkommen im Kopfkino einer traurigen Existenz: Nacktbilder von T.s anderer Exfreundin (durchtrainiert, braungebrannt, nasses Haar), Bikinifotos von seiner Exfrau (kurvig, Sonnenbrand, enorme Oberweite), meine Wenigkeit hingegossen auf seinem Bett (milchig-weiße Haut, zerstrubbelte kurze Haare, blau-gefleckte Brüste und frisch vernarbte Unterarme) und in unserem Flur-Spiegel vor zwei Jahren (Knochen, Knochen, glühende Augen, endlose Beine und Schatten und Knochen). Verdammte Scheiße.
Gibt es etwas demütigenderes als das Wissen, wer man sein könnte, hätte man die Kraft dazu? Wer man war und wie man sich geschämt hat? Wie man sich hat benutzen lassen? Wie man gelogen hat?
Ich senke den Blick und stolpere zur Bushaltestelle, höre Portishead ("Did you really want? Did you really want?"). Auf Toffifee folgen Käsespätzle, auf Weinen folgt Wut, auf Bilder folgt Leere, vier Zigaretten. Einsamkeit ist nicht unbedingt die Abwesenheit von Gesellschaft, sie kann auch Reizüberflutung sein, Schritte im Treppenhaus, das Wissen um sechs Milliarden Vollidioten. Einsamkeit in meiner Glasglocke Selbsthass.
Histrionische Persönlichkeitsstörung, sehr spaßig. Hat was mit Hysterie zu tun und mit Oberflächlichkeit. Ich möchte nicht sehen, dass die Frauen, mit denen ich in der Klinik war, wieder nach Heroin-Chic aussehen. Ich möchte nicht meine Oberschenkel kaschieren müssen, Berührungen nur noch im Dunkeln genießen können. Eigentlich möchte ich mir wehtun, aber meine Eitelkeit ist stärker (Narben kommen einfach Scheiße im Sommer). Gibt es etwas demütigenderes als nicht gesehen zu werden?

3 Kommentare:

  1. Noch demütigendere Situationen/Phasen? Schwierig. Dieses ewige Vergleichen raubt mir persönlich oft den letzten Nerv.

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  2. same over here. es ist beschämend.

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  3. purer Stress dieses shopping - I know - und Stress ist ja bekanntlich der Anfang des Teufelkreises..

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