Montag, 5. August 2013

Doppelter Boden in zwei Akten.

Erster Akt.

Wir fahren durch die Allee, der heiße Föhn presst den Geruch von grünen Blättern und heißem Asphalt in unsere Nasen. Mein Helm hat kein Visier und trotz der 50er-Jahre-Sonnenbrille tränen meine Augen ein wenig. Ich umklammere seinen Bauch unter der Motorradjacke und wir rufen uns gegen den Fahrtwind kleine Sätze zu - Hast du den gesehen? - Wahnsinnig schönes Auto! - Wie gut der Wald duftet! - Das fühlt sich wie Urlaub an! - Ich bin so glücklich. - Ich auch. - Ich kann nicht aufhören, zu grinsen.
In dem kleinen Vorort stellen wir unser Gefährt ab und setzen uns auf die Treppe mit Blick auf die Kirche, essen Eis, rauchen und reden über die Zukunft. Lennards Hand sind warm und trocken auf meinem Knie und er küsst meine Schulter.
Wir stellen uns vor, ganz weit weg zu sein. Offenbach bietet so viel Urlaubs-Gefühl an staubigen Sonntagen: ein südfranzösisches Touri-Dorf mit viel Beton, niedlichen Häusern und wilden Blumen. Die hitzigen Weiten von Kansas, als wir die stoppeligen Äcker durchqueren. Die schlecht befestigte Straße durch den Wald, marmoriert von dem Licht, das durch die Blätter fällt: eine kanarische Insel. An einer verkommenen Fabrik vorbeirauschen und die Abgase der Autos riechen schmeckt nach den kroatischen Großstädten.
Wir parken vor der Gaststätte meines Stiefvaters, unsere Gegend könnte mit ihren Fachwerkhäusern und dem spätsommerlichen Charme das Elsaß darstellen, stoplern lachend in den Biergarten. Unter der großen Kastanie falten wir die Hände auf dem Tisch ineinander und halten den Film an. Das bleibt, sage ich, dieser Moment, in einem Rahmen. Du bist so schön, antwortet er. Wir kommen kaum zum Essen, so viel gibt es zu erzählen. Ich bin berührt und spüre, wie meine Augen feucht werden.
- Findest du, dass ich zu verständnisvoll bin?, fragt er.
- Nein, ganz im Gegenteil. Es rührt mich, dass du... Dass wir das können. Dass wir einander wirklich verstehen. Dass wir nichts zu sein vorgeben müssen, dass wir nicht sind.
Ich bin sehr nah am Wasser gebaut im Moment, aber das stört mich nicht. Ich bin sehr ehrlich zu ihm, er findet es nachvollziehbar und nicht weiter beunruhigend, dass ich hin und wieder um T. trauern muss. Er weiß, dass es für mich kein Zurück gibt, und ich weiß es auch, tief in mir drin. Mein Herz ist ganz leicht.
Nach dem Essen spielt uns mein Stiefvater in seinem winzigen Büro Jazz vor. Ich betrachte die beiden, wie sie über Gitarristen reden und über Konzerte. Marmeladenglasmomente im Küchendunst.






Zweiter Akt.

Die letzten Minuten von Ich - Einfach unverbesserlich II. Wir stellen fest, dass es für eine gelungene Hochzeit unbedingt Minions braucht. Und plötzlich, ganz ohne Vorwarnung, schieb sich eine graue Wand in meinen Kopf. Ich bin tausend Lichtjahre von ihm entfernt. Mein Körper und ich trennen uns. Gedankenschnellzüge in Richtung Psychiatrie. Ich zittere. Lennard zieht mich zu sich. Das Beben wird stärker und droht, mich zu zerreißen - das sind die Orte, an die er mir nicht folgen kann, das sind die Abgründe, für die ich kein Verständnis von ihm erwarte. Ich weine auf seiner nackten Brust und atme viel zu schnell, zwischen den Schluchzern formuliere ich zusammenhanglose Erklärungen: Ich fühle mich so hässlich. Ich hasse meinen Körper so sehr dafür, dass er blutet. Ich will keine Frau sein, Lennard, ich will keine fette, von hormonellen Zyklen getriebene Frau sein. Ich will nicht essen müssen, warum muss ich essen? Ich will nicht verhüten müssen, wenn ich dünn wäre wäre ich nicht mehr fruchtbar, alles so viel einfacher. Ich fühle mich so aussätzig und hässlich, schau mich nicht an, bitte, ich hasse mich so sehr, ich glaube ich verliere den Verstand, Lennard, kennst du diesen Moment in dem du die Klippen siehst in deinem Kopf und du weißt dass du springen musst damit alles aufhört ich kann nicht mehr so leben ich will es nicht mehr halt meinen Kopf fest bitte.
Und er hält meinen Kopf fest. Seine Stimme ist ruhig und fest. Sein Mund formt Sätze: Du bist wunderschön, Phoebe, ich sehe dich an und sehe nichts, das in irgendeiner Form hässlich sein könnte. Auch mit achzig Kilo wärst du wunderschön, auch mit fünfzig Kilo. Scheißegal. Du bist es. Du bist hier. Du bist bei Verstand, Darling, ich halte dich, spürst du es? Du hast deine Tage, weil du irgendwann Kinder bekommen möchtest, und das ist etwas Gutes und nichts, weswegen du dich grämen musst. Du bist eine gesunde Frau, Phoebe, und du bist schön, du bist wirklich schön.
Mit jedem beschwichtigenden Wort rege ich mich mehr auf, meine Paranoia verbietet mir, auch nur eine Silbe zu glauben. Ich wende mich ab. Alleine auf dem Balkon blase ich Rauch in die türkisfarbene Nacht und schüttele mich vor Ekel und Trauer und Fremde. Ich will meine Haut abstreifen, ein neues Gesicht angenäht bekommen, eines ohne Makel. Ich will jedes Gramm Fett an meinem Körper mit bloßen Händen und einem scharfen Skalpell von den Knochen schneiden. Ich will meine Gebärmutter im Biomüll entsorgen und meinen wiedergeborenen Körper 2.0 vierundzwanzig Stunden durchficken lassen, bis er schlaff auf den Dielen zusammensinkt, wund und betstätigt und geheilt von heiligen Händen und Schwänzen. Ich schlage mir gegen die Schläfen.
Ich bin nackt unter meinem kurzen blauen Kleid und ich werde bluten und ich werde essen und ich werde immer diese dialektische Distanz zu dem Menschen haben, den ich liebe. Meine Augen sind rot im Badezimmerspiegel, meine Haare sehen furchtbar aus. Ich habe einen Pickel auf der Stirn, ich weiß dass er das sieht und den ganzen Tag schon gesehen hat und kotze mir ins Gesicht. Hässlich, hässlich, hässlich. Lennard wartet im Bett auf mich. Ich gehe da jetzt hin und höre auf, zu heulen. Klappt nicht. Als ich seine Silhouette in Mondlicht warten sehe, schießen wieder Sturzbäche aus meinen Augen.
Das Leben ist ambivalent.
- Der Tag war so schön und ich werde ihn so in Erinnerung behalten, auch wenn es dir jetzt sehr schlecht geht. Du bist immer noch die Frau, der ich mein Herz schenke, auch wenn du zweifelst und Schwäche zeigst und nicht sehen kannst, was ich sehe, wenn ich dich anschaue.
Ich streife mir den Stoff von der Haut, mit dem Rücken zu ihm, damit er mein hässliches Gesicht nicht sehen kann das seine Behauptung lügen straft. Er umfasst meine Taille und streichelt mich, bis die Tränen abebben. Irgendwann zuckt er und schläft ein. Ich liege noch vier Stunden wach und versuche, den Wahnsinn in mir geräuschlos aufzudröseln.



1 Kommentar:

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