Sonntag, 21. Oktober 2012

Happy Birthday.



Sorry, ich habe mich jetzt länger nicht gemeldet, auch wenn ich jeden Tag auf Blogger war und die neusten Einträge gelesen habe...
Mir fehlte einfach die Kraft, einen Text zu schreiben der zum Ausdruck bringt, wie es mir geht.
Am Donnerstag bin ich zwanzig geworden.
Mittwochabend sind sind ein suizidaler T. und ich nach Sachsenhausen gefahren, zum Konzert von Pickers in einer winzigen Kellerspelunke. Es war grandios. Man konnte rauchen und überall hingen Elvis-Plakate, hässliche Hipster-Tussis mit dicken Beinen tanzten ausgelassen und gaben mir das Gefühl, eine bildhübsche Elfe zwischen ihnen zu sein (haha). Nein, im Ernst, das Konzert war richtig geil, sogar T. hat es gefallen. Wir nahmen uns ein Taxi zurück (Vor-Geburtstags-Luxus) und ich war relativ pünktlich um 0:00 bei meiner Family zu Hause.
Angeregt durch meine Therapeutin hatte ich am Mittwochvormittag mein Zimmer aufgeräumt und umgeräumt (ich habe das Bedürfnis, alle paar Monate Bett, Schreibtisch und Kommoden rotieren zu lassen, damit mein Zimmer mich weniger ängstigt. Ich weiß, das hört sich total bescheurt an, aber wenn ich eine bestimmte Phase in einer bestimmten Bett-Tisch-Kommode-Konstellation durchgemacht habe bekomme ich „Angst“ vor diesem Raum, fühle mich wie ein zahnloser Tiger im viel zu kleinen Käfig und muss dringend etwas ändern. Die Crux ist, dass mir dazu die Kraft fehlt und ich zwar theoretisch den Drang verspüre, Wände zu streichen und Möbel rauszuschmeißen, ich praktisch aber nicht einmal in der Lage bin, mein Bettlaken zu wechseln).
Also rauchte ich meine erste Kippe als „Twen“ in meinem frisch bezogenen Bett mit der schönen Aussicht auf den stilvoll beleuchteten Bieberer Kirchenturm und stellte irritiert fest, dass der Schrecken des Geburtstages beinahe verschwunden war.
Ich hatte mich die ganze Woche innerlich zerfleischt, und plötzlich schien alles ganz leicht. Sehr seltsam. Die Sache ist, ich hasse mich viel zu sehr als dass ich es genießen könnte, im Mittelpunkt zu stehen (AHRG), beschenkt (AAHRG) und liebkost (AAAHRG) zu werden, wie es nunmal üblich ist wenn man sich jährt. Zudem gibt es in meiner Familie das Ritual, dass das Geburtstagskind (wenn es nicht gerade in einer Klinik rumgammelt weil es sich mästen lässt) morgens einen Kaffee ans Bett gebracht bekommt, in einen Morgenmantel schlüpft und unten im Wohnzimmer von einer Arkade von Kerzen begrüßt wird, Blumen und Geschenke vorfindet und dabei die ganze Zeit geherzt und fotografiert wird. Das war mein Horrorszenario.
Ich wäre wahrscheinlich in Tränen ausgebrochen, hätte den Vormittag alleine mit Fressen und Schneiden verbracht und so weiter.
Überraschung: Als hätte man meine Gebete erhört, hörte ich nichts. Kein Tapsen, keine Kaffeemaschine, kein Geschenkpapiergeraschel, keine Feuerzeuge. Ich schlich mich ins Bad und dann ins Wohnzimmer. Nur Blumen und eine Karte. Meine Mutter war im anderen Badezimmer und offensichtlich im Stress, rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Sie umarmte mich (gerade noch aushaltbar) und düste ab.
Yay! Ich war erleichtert hoch zehn und ging entspannt duschen (ohne wiegen vorher), latschte dann zum Bäcker (Nougatcroissant) und genoss (!) mein einsames und kleines (Croissant plus Schoko-Soja-Drink) Frühstück vor der Glotze (Two And A Half Man, Big Bang Theory). Es war nahezu perfekt.
Ich verliere mich in Details. Also: Ich befand mich im „Schon“-Modus, man könnte es auch „Selbstschutz-Modus“ nennen. Ich ignorierte meine fetten Beine, mein fettes Gesicht und die Tatsache dass ich viel zu erkältet war um mehr zu tun als mit Schmerzen und Hitzewallungen auf unserem grünen Ledersofa zu liegen. Es war okay, echt. Ich war okay. Ganz seltsam und fremd, dieses Gefühl. Nachmittags kamen mein Opa und meine Schwester, auch erträglich, gegen Abend noch mein Erzeuger und der Freund meiner Schwester. Alle betranken sich (außer mir), was mich anekelte, und wir aßen Kürbissuppe. Dann fuhr mich mein Vater netterweise noch zu T., der mich mit einer roten Rose (OMG) und Karten für Skunk Anansie (OMFG) überraschte. Wir sahen uns The Voice an und gingen früh schlafen.
Keine Gratulationen von diversen Ex-Lovern, auch gut. Eine Gelegenheit, loszulassen von Erinnerungen?
Am Freitag brachte ich erstmal meine Kröten zur Bank – stolze 240 € - und erledigte ein paar Einkäufe. Mein Geschenk an mich selbst: ein schwarzer H&M-Rock mit dem perfekten Schnitt, das heißt er betont schlanke Beine bis zu dem Punkt, wo sie fett werden und versteckt Speckröllchen an der Hüfte. Ich werde bald mal ein Foto posten!
Dann hatte ich noch megaguten Sex mit T. (mit wem sonst, sehr lustig Phoebe) und ein paar mittelschwere Panikattacken wegen Kuscheltieren auf dem Flohmarkt. Ich drehe manchmal durch, weil ich denke, dass Dinge eine Seele haben und verrecken wenn ich sie nicht rette, zum Beispiel Tassen, die mir mein Vater mal geschenkt hat und deren Aufenthaltsort ich nicht kenne, alte Bücher, die ich nicht ausreichend gewürdigt habe oder ähnliches. Dann zittere ich und heule und verliere jeglichen Bezug zur Realität, weil ich mich so schuldig fühle am Leid dieser Tassen und Bücher (oder eben Stoffdinos auf dem Flohmarkt). Meine Therapeutin weiß, dass ich in Wirklichkeit Angst habe vor Beziehungen zu Menschen, vor Abweisung, Streit, Zuneigung, und das dann auf Gegenstände projeziere. Jaja.
Sonst ist nichts außergewöhnliches passiert. Ich merke, dass der Selbstschutz-Modus sich langsam verflüchtigt, vor allem seit ich gestern bei „Kreutzer Kommt“ eine anorektische Heroinabhängige gesehen habe, die einfach nur bildschön war. Und dann mich sehe mit meinem fat-face und meiner Wampe und der Hass und die Wut wieder in mein Hirn sickern, dahin wo sie hingehören.
Mal sehen was passiert.
Ich bin passiv und warte auf ein Signal, wieder hungern zu können. Zwanzig und dünn, das ist zwar nicht so gut wie Neunzehn und dünn aber auch okay.
 

3 Kommentare:

  1. alles gute nachträglich zum geburtstag, auch wenn du das wahrscheinlich nicht hören willst! ;)
    ich weiß nicht warum ich dir das jetzt schreibe, wahrscheinlich weil du mir extrem sympathisch bist und vermutlich auch ein wenig ähnlich.. ich beneide dich drum das du sex hast! glaub nicht dünn sein bringt dir sex, ich sitze hier, 18, jungfrau, 42kg, und beneide dich. wahrscheinlich bräuchte ich den sex nur als bestätigung. okay... ich glaube ich verliere den verstand. du darfst diesen kommentar gerne lösche und mich auslachen.
    liebst

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  2. hey, ich lese schon ewig bei dir, finde mich wieder oder verliere mich, und habe dich nun einfach dreist bei mir verlinkt.. sag, falls das nicht ok für dich ist.

    alles liebe!

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