Mittwoch, 3. Oktober 2012

Mr Cohen.

Heute ist so ein Leonard-Cohen-Tag.
Graublau schattiert mit schwarzem Tee und der Aussicht auf eine Tour mit meinem rostigen Fahrrad.
Alles fühlt sich an als ob ein alter Sack mit Reibeisenstimme und weisen Augen Gott spielen dürfte, nur heute, und er darf. Es geht mir gar nicht so schlecht, nach einem Frühstück mit meiner Mutter bin ich relativ aktiv und plane, mir die untere Haarpartie "graphitbraun" zu färben (so dass die honig- bis schokobraunen Locken darüber fallen und es nur leicht durchscheint). Stelle mir das ganz cool vor.

"Ich wünsche mir, dass du aufhörst so viel zu essen", T. gesteren Abend am Telefon.
Ich weiß selber, dass ich fett bin, danke. Einen kurzen Moment lang dachte ich, dass das jetzt eine tolle Gelegenheit wäre, 10 kg zuzunehmen abzunehmen. Dann verschwand der Gedanke mit dem nächsten Schwall Rauch aus meinen Nasenlöchern. Ich inhalierte noch einmal tief.
"Ich würde mir auch sehr wünschen, dass du aufhörst zu saufen." Ich wartete kurz. "Im Übrigen habe ich heute vielleicht dreitausend Kalorien zu mir genommen und war, wie du weißt, um sieben Uhr früh im Fitness. Das sehe ich als Fortschritt zu zehntausend Kalorien plus null Sport, genauso wie es ein Fortschritt ist wenn du erst abends anfängst zu trinken und dann nur eine dreiviertel Flasche leer machst."
"Du hast ja Recht, Haselmaus. Wir sollten einander keinen Druck machen," du machst mir Druck!, "sondern gut zueinander sein. Ich wünsche mir das ja nur."
Ich drückte die Kippe aus und schwieg.
Er atmete laut in den Hörer, "Ich schau mir jetzt noch eine Folge South Park an und gehe dann schlafen."
Etwas, das ich noch sagen wollte, verflüchtigte sich in meinem Kopf. Eben war der Gedanke, zu einem Vorwurf oder einer Entschuldigung oder einer Liebeserklärung formuliert noch da gewesen, jetzt verschwunden. Ich fröstelte und presste die Wärmflasche noch enger an meinen fetten Bauch.
"Phoebe?" - "Ja, sorry, habe gerade vergessen was ich sagen wollte." Seit wann bin ich so?





Keine Ahnung.
Punkt, punkt, pumkt, tröpfelt das Hirn auf den Boden und ich singe laut dabei!




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