Benutzte Müslischalen und Kaffeetassen, Tabakkrümel, Bücherberge und aufgeschlagene Zeitungen voller rätselhafter Codes, ein Haufen dreckiger Wäsche, Knoten in der Brust, Kontoauszüge, ein verhasstes Mobiltelefon und ich, inmitten meiner Schatten von grau zu schwarz zu unsichtbar.
Mein Chaos ist perfekt durchchoreographiert, es beginnt bei meinen klebrigen Fingern und endet zwischen Zwerchfell und geteerten Lungenflügeln in einem zitternden, gefräßigen Schlund: Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich Angst habe. Kann gar nicht so viel weinen, wie ich Schmerzen verspüre.
Ja, das ist wehleidig und ich bin es zumindest meiner Therapeutin schuldig (wenn nicht sogar meiner Mutter), strategisch vorzugehen, es ist Krieg. Aber wo anfangen?
Wenn man unendlich ist, gibt es keine körperlichen Grenzen und keine metaphysichen, der Tod lümmelt auf dem Teppich vor der Glotze und sortiert Rasierklingen, sein Blick ist weit und seine Finger aschgrau. Er nickt mir unmerklich zu - Guten Morgen, Frau R., ich wollte Ihnen nur mittteilen, dass ich bereit bin. Bereit, wenn Sie es sind, Clarice.
Wer sitzt daneben? Zwei Silhoutten meiner Selbst, eine ausgezehrte Kreatur ohne sekundäre Geschlechtsmerkmale und ein Koloss mit Schokoladenmund. Seid ihr die Optionen? Ich suche den Raum ab nach einem vernünftigen Selbstbild, vielleicht Phoebe mit Abiturzeugnis oder Phoebe in einem Auto oder Phoebe Hand in Hand mit einem Menschen, der sie glücklich macht. Das sprengt offenbar meine Phantasie, wir sind immer noch alleine, meine Monster und ich.
Der Tod bedient sich bei meinem Tabak.
Die ausgezehrte Kreatur kokst und wippt manisch mit dem Fuß.
Der Koloss schlägt rhytmisch den breiigen Schädel gegen die Dachschräge.
Gute Gastgeberin, die ich sein möchte, bleibe ich passiv und lausche.
Flugzeuge im Bauch und über meinem Fenster, jemand kehrt im Hof. Ich schwitze. Mein Gesicht ist taub und aufgedunsen, alle Türen offen rast das Herz den Gedanken nach und pumpt und pumpt.
Meine Schuldgefühle bringen mich um den Verstand: Nie wieder jemanden vor den Kopf stoßen, nie wieder jemanden fordern, nie wieder fett sein. Ich denke über Gebete nach und über Filmsequenzen (Denn sie wissen nicht, was sie tun; The Dark Knight). Alles so weit weg, mein Körper zu eng und zu groß, meine Augen zu blind, ich hasse meinen Vater und meine Schwäche mit verzweifelter Intensität.
Frau L. sagt, da ist ein Überlebenstrieb. Wo zur Hölle ist mein Geld? Wo ist meine Selbstachtung (rhetorische Frage, klar)?
J. kommt später auf einen Kaffee vorbei und ich weiß noch nicht, welche Haut ich tragen werde um ihr die Milch für den Kaffee aufzuschäumen. Die Furcht ist meine Glasglocke und mein Segelboot.
Einmal nur in einer Umarmung ankommen!
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