Mittwoch, 29. Mai 2013

Doch.

In you I see dirty
In you I count stars
In you I feel so pretty
In you I taste god
In you I feel so hungry
In you I crash cars
We must never be apart-

(Smashing Pumpking - Ava Adore)



Es ist großartig und schauerhaft und warm. Alles leuchtet, der Regen und die Netzhaut. Ich schlafe tagsüber, wühle mich durch spinnenhafte Träume und halbseidene Gespräche mit meiner Schwester ("Danke für den Tabak"); ich fahre in Zeitlupe mit meiner Mutter zur Therapie und lasse in den Sitzungen Seifenblasen aufsteigen und bersten, nicht ohne Tränen zu vergießen und unvermittelt breit zu grinsen.
In der Uni, Gasthören in Pennys wirtschaftsgeographischer Vorlesung über Innovation und Invention, vermale ich unleserlich krakelige Buchstabenkombinationen zu Sinnzusammenhängen und genieße das Kribbeln im Gehirn - wie schön Lernen doch sein kann, wie befriedigend Studieren sein muss. Wir fahren zurück, Kaffee auf ihrem Sonnenbalkon, und assoziieren einen halben Tag lang. Ich bin sehr glücklich, sie nun in meinem Leben zu wissen, kann auf ihre klugen Beobachtungen und ihr lautes Lachen bauen, wir helfen einander. Die Angst, dass binnen eines Wimpernschlages zwischenmenschliche Kartenhäuser laut krachend in sich zusammenfallen könnten - sie ist versiegt. Menschen sind keine Karten mehr, sondern Grashalme im Wind.
Stunden später liege ich auf Lennards Schulter und fühle mich frei. Das metallene Band um meine Brust ist gelockert, der Atmen fließt wie seine Stimme in die Nacht. "Wie geht es dir jetzt?", fragt er vorsichtig. "Ich bin so erfüllt von dem Gefühl, erkannt zu werden und gleichzeitig zu begreifen, mich und dich und uns. Unendlich glücklich, das bin ich". Ich drehe mich zur Balkontür und spüre seinen Atem in meinem Nacken, seinen Körper in meinem Rücken. Erschaudern, zittriges, stolperndes Herz, fast schon zu viel der Nähe, so unerträglich klar ist der Moment. In meinem Kopf ein Wirbel von Farben und Eindrücken und die Erfahrung seiner Hände auf meiner Haut. Es kann ungemein verbindend sein, Sex mit dem Gehirn zu haben.
Die Zeit schlendert und bleibt hin und wieder stehen, so ergiebig und wohlwollend wie sie es nur in diesen magischen Nächten tut. Irgendwann ergreift der Körper das Wort und kommuniziert jene Phänomene, die mit Sprache allein nicht zu erfassen sind: Nervenenden, Elektrizität, extatische Zuckungen, das Rascheln der Laken, hedonistisches Ultimatum.
Heute morgen dann registriere ich, dass es mich trägt. 







6 Kommentare:

  1. "Die Zeit schlendert und bleibt hin und wieder stehen, so ergiebig und wohlwollend wie sie es nur in diesen magischen Nächten tut. Irgendwann ergreift der Körper das Wort und kommuniziert jene Phänomene, die mit Sprache allein nicht zu erfassen sind"

    Das ist einfach nur verdammt treffend, obwohl es an die Unmöglichkeit grenzt, dieses wahnsinnig befriedigende, wärmende und beruhigende Gefühl (oder vielmehr diesen Zustand) in Worte zu fassen. Vielleicht verbinde ich etwas völlig anderes damit, aber dein Text spricht mich an, weil ich dieses Gefühl kenne. Wie unglaublich das für mich auch ist, soetwas fühlen zu dürfen.

    Wirst du denn studieren, Phoebe?

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  2. In Mannheim? Ich hab das zu spät mitbekommen, sonst hätte ich sogar die 50€ irgendwie aufgetrieben, die das Wochenende kostet. Genieß es!

    Ja, ich habe tatsächlich in drei Wochen mein Abizeugnis in der Hand. Schnitt irgendwo zwischen 1,5 und 2,0. Wenn ich nicht eine verdammte Angst vor Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit hätte - ich würde mich hundertpro in ein Politikwissenschafts- (wahlweise auch zusammen mit Anglistik im Nebenfach)Studium einschreiben. So werde ich wohl Übersetzen und Dolmetschen (kein NC, nur ein Eignungstest) studieren, sodass ich wenigstens die Sprache mit einbringen kann.Ich würde es ganz bestimmt bereuen, würde ich mich dagegen entschließen. Drei Jahre und die Welt kann ganz anders aussehen.

    Du dich auch. :)

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  3. schönes bild*-*
    ich liebe es einfach nur, wie du schreibst*-*
    xx

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  4. Oh, offentsichlich kann ich nicht vernünftig rechnen.
    Also geht es dir nicht wirklich besser oder wie muss ich das verstehen?
    Und ich denke das ist auch etwas worauf man irgendwo stolz drauf sein kann auch wenn es mehr als krank und paradox ist.

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  5. Das Bilderbuch fühlt sich irgendwie gestellt an, obwohl es gar nicht so ist.
    Ich meine, wir sind schon glücklich und ich liebe sie auch, aber sie können auch nicht verstehen, was ich denke.

    Das ist das Problem: Ich bin 16, pubertiere und in einer schwierigen Phase und sehe überall Vorwürfe und raste aus und bin im nächsten Moment total lieb und das ist, was im Bilderbuch nicht vorkommt.
    Manchmal kann ich dieses fröhliche Zusammensein einfach nicht mehr ertragen, obwohl es eigentlich schön sein sollte.

    Ich kommentiere leider nicht oft, weil ich nicht weiß, was ich schreiben soll. Ich genieße aber alles, was du schreibst (und du hast mir schon einige Ohrwürmer verpasst).
    Du beschreibst so wunderschön, das könnte ich dir noch tausendmal sagen, und man kann sich richtig reinfühlen.
    Deine Worte klingen so unheimlich glücklich, ich hoffe das hät auch weiterhin an. Lennard scheint dir gut zu tun.

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  6. Ich habe dir einen Blogaward weitergegeben :) Und ich liebe das Smashies-Lied :D

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