Mittwoch, 12. September 2012

Good Morning Vietnam (Germany).

Moin.

T. hat mich leider unabsichtlich geweckt und seitdem bin ich ruhelos. Gegen das Magenknurren gab es einen Kaffee mit einem Schluck Milch, um die abzutrainieren (PANIK) gab es Sit-Ups, Beinscheren und Kniebeugen. Vielleicht sollte ich die Wohnung putzen, das wäre zumindest sinnvoller als zu Rauchen und mir merkwürdige Talkshows reinzuziehen.
Eben lief "Menschen bei Maischberger" in der Wiederholung. Der Zufall wollte es so - das Thema war Übergewicht. Zu Gast unter anderem Altmaier, das fette Schwein, diese magersüchtige Alexa ("- Ich kämpfe gegen ihre Kilos", RTL) und Mr "Du willst abnehmen und dauerhaft schlank bleiben? Mit dem 10 Weeks Body Change Program habe ich es geschafft, in 10 Wochen 20 Kilo abzunehmen" Soost. War überaus unterhaltsam. Die sind sich richtig an die Gurgel gegangen und "D!" (wie kann man sich so einen bescheuerten Namen geben?!) war noch am vernünftigsten...

Ach, ich könnte so etwas den ganzen Tag sehen. Beziehungsweise die ganze Nacht. Was ist nur aus mir geworden? T. wirft mir das auch immer vor, scherzhaft natürlich.
Als wir uns kennenlernten, war ich diese ätherische, verhuschte Gestalt, in Joy Division-T-Shirt und dicke schwarze Mohairschals gehüllt, mit Walkman (ich bin ja so retro) auf dem Balkon der Psychiatrie zu den Chameleons und The Smith tanzend, von einer versnobten Aura des "Intellektuellen", "Linksradikalen" und "kulturell Anspruchsvollen" umwabert, alles mainstreammäßige boykottierend ("Ich sehe kaum fern. Nur 3sat und arte". Pöhö.). Gespräche mit mir waren saumäßig anstrengend, weil ich permanent in Bewegung war (42 kg). Und wie das so ist, schon nach einigen Wochen, nachdem der erste Schleier des rosaroten Verliebtseins sich lüftete - surprise! Ich bin ein stinkechter Normalo. Ich liebe amerikanische Sitcoms, ziehe mir Kochshows rein, labere Blödsinn und verwende Ausdrücke aus der verpönten "Jugendsprache". Ich kann mich für Trash-TV und Germany's next Topmodel begeistern. Und liege dabei faul aufm Bett. Jawohl!
Das ist alles okay, Robbie Williams hören und Mamma Mia sehen hat meinen Horizont wirklich erweitert und mich von einem arroganten Gör zu einer, sagen wir, toleranteren Frau gemacht.

Ich hasse meine Vergangenheit, bis ich ihn traf. Und gleichzeitig werde ich mich immer hassen, wenn ich bei ihm bin, für das was ich ihm angetan habe. Ich bewache seinen Schlaf vom Schreibtisch aus und fühle... Scham.

1 Kommentar:

  1. Bei jedem anderen hätte ich bei "Eben lief >>Menschen bei Maischberger<< in der Wiederholung." aufgehört zu lesen. Aber dein Schreibstil macht sogar das interessant, es lässt sich lesen wie ein Buch. Ich kann dir nur ans Herz legen, die ein wilde, phantasievolle und absolut wunderbare Story auszudenken und draufloszuschreiben! Ich wäre die erste, die das kauft!

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