Samstag, 28. Juli 2012

Etappensieg.

Yeah! 60,5. Gestern war es zu heiß, um Sport zu machen, und ich hatte zu wenig gegessen, um halbwegs geradeaus laufen zu können.
Scheiße, man. Mein Kreislauf war dermaßen am Ende.

August 2010
Urlaub in Holland. Meine Mutter sieht mich an, da liegt so viel Traurigkeit in ihrem Blick, dass ich ihm kaum standhalten kann. Ich mustere meine ausgelatschten Sneakers und scharre ein wenig auf dem Boden. Meine letzte Nahrungsaufnahme ist über zwanzig Stunden her, und das macht sich bemerkbar. Jedesmal, wenn ich den Kopf bewege, wenn ich aufstehe. Sie hat Angst, ich weiß. Wir haben beide Angst, nur vor unterschiedlichen Dingen. Meine Sorge ist es, nach dem Urlaub nicht unter 40 kg Masse in dieser Welt zu bewegen, ihre, dass es so ist.
Ich fühle mich unglaublich fett. Meine Beine sind nicht "magersüchtig" dünn, sie sind "okay-schlank"-dünn. Sie will mit mir in die Stadt fahren, ein bisschen einkaufen. Ja!, sagt eine Stimme in mir, Radfahren bedeutet Kalorienverbrauch! Nein!, sagt die andere, alle werden sehen wie fett du bist falls du umkippen solltest. Denn ich fühle mich recht nah an der Ohnmacht.
"Also, na gut, lass uns fahren", sagt meine Mutter und stercht sich die langen Haare hinter die Ohren. Schwungvoll springt sie auf das alte Fahrrad unsres Vermieters und fährt los. 
Ich habe Mühe, mitzuhalten. Mein Gehirn ist pelzig und wie gefroren. Meine beine treten mechanisch und Krämpfe kündigen sich an. Mein Herz rast. Treten, Treten.
Du fette Sau, kannst nicht mal mehr Sport machen, obwohl du es bitter nötig hättest! Deine ekelhaften Oberschenkel, wah.
Die folgenden zehn Minuten sind ein einziger Kampf mit der Ohnmacht. 
In der Stadt angekommen (die mehr ein Dorf ist, es gibt nur drei Einkaufsstraßen) machen wir Halt in einem Schuhgeschäft. Mein ganzer Körper bebt und zittert. Meine Mutter probiert in Seelenruhe Schuhe an, blickt immer wieder zu mir. Fragend, liebevoll. Voller Angst. 
Ich stelle mich meinem Kopf und trete vor den Ganzkörperspiegel. Profil, frontal trauer ich mich nicht.
Und ein Wunder - sind das meine Beine? Sie sehen gut aus, ja. Wirklich gut. Das erste Mal dass ich das von mir sagen kann. Mein Bauch und meine Arme verschwinden unter einem riesigen hellgrauen Pulloverzelt. Meine Augen tereffen die einer Verkäuferin. Sie guckt beschämt weg. Ich lächle.
"Wie findets du die, Phoebe?" Ich drehe den Kopf und da ist sie wieder, die Nebelwand, der Schwindel, der Hirnfrost. Mein Herz stolpert, setzt aus. Einundzwanzig, zweiundzwanzig. "Die sind schön. Echt. Nur ein bisschen teuer..."

                                                       Meine Beine in Holland, ca 39,8kg


Gut ist, dass es heute weniger heiß ist. Das bedeutet ich kann Sport machen. Gegessen habe ich leider schon, aber das musste sein. Die Erinnerungen an meinen hungerinduzierten Kreislauf sind noch zu lebendig... Also: Weight-Watchers Suppe (40 kcal) und ein halbes Stück Minivollkornbrot (~35 kcal).
Im Kühlschrank warten noch für heute Abend: Garnelen, Hähnchenstreifen, fettarmer Käse, Salat, Magerqoark, Magerjoghurt, Sojajoghurt, Sojamilch, fettarme Milch. --Die Qual der Wahl. aber ich kann flexibel sein, das ist gut.

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