Dienstag, 31. Juli 2012

Schlaflos in Frankfurt.

Ich will zu viel. Ich will alles. Ich fühle zu viel. Ich fühle alles. 
Alles und jeden, der mich je berührt hat, irgendwo da drinnen in der Dunkelheit.
Vielleicht will ich nur dünn sein, um mich damit wieder meiner Sexualität zu berauben. Meiner Gier.
Will nicht mehr lieben. Will nicht mehr betrügen, müssen. Warum, wozu Frau sein, wenn man nur einmal Frau ist?
Warum funktioniert das leben nicht als Computerspiel? An irgendeinem Punkt sichere ich (falls der PC abstürzt) und mache dann weiter, treffe Entscheidungen, wechsele den Ort und das Erscheinungsbild.
Und wenn es nicht gut geht, kann ich wieder zum letzten Spielstand zurückkehren.
Ich will mehrere Leben, auch wenn ich viel zu schwer an einem einzelnen trage.
Wo hätte ich abbiegen können? Welche Wege hätten sich eröffnet, wäre ich...
Erstaunlich ist, dass ich diese "Wendepunkte" nur nach dem Eintreten starker Gefühle definiere.

Und zwar Gefühlen für Männer. 

Wann war ich mit meinen neunzehneinhalb Jahren richtig verliebt? Intensiv? Selten.
Aber oft genug, um in Gedanken zu diesen Menschen zurückzukehren. In Nächten wie diesen.



Ich stolpere auf dünnen Stelzen in sein Reich. Taste mich durch eine große Spiegelwohung, einen Zaubergarten mit hohem Gras. Mein erstes Mal auf einer Matratze ohne Lattenrost darunter, nur Neil Young und Nachtigallen und er und seine grünen Augen. Und Gin und Vodka und -

CUT.

Ich setze mich also auf das Sofa zu jemand anderem und sehe "Sleepers". Blättere in dem Brel-Buch, bewundere die Bilder, den Ausdruck, bewundere die Art, wie er neben mir an seinem Wein nippt. Sehe Garnelen im Aquarium und berühre weiches Haar. Renne über den Deich. Frühstücke nach einer Nacht im Motel buttrige Croissants. Gedichte. Heimliche Küsse in der Küche  -

CUT.

Jetzt bin ich an einem ganz anderen Ort. Der Mann mit der Marmorhaut. Winzige, feine Linien und schneeweiß. Schnee.Wir plücken Blumen für seine Küche.Wir tun es überall, überall. Ich blicke in unergründliche Tiefen und erahne Romane, Poesie und Trauer, aber ich wische sie weg mit einem Lächeln und fühle, wie er wieder zu sich, zu mir kommt. Wir klammern uns aneinander fest, seine Krawatte ist blutrot-

CUT.

Ein Funkeln nur und Ironie und Stille. Ich sehe mich hungrig. Rede mit der Mailbox. Eine Ahnung von Tiefe und ich gebe mich auf. Es ist nur diese Kraft -

CUT.

Die Gewissheit: sein Auto steht da, ich klettere zitternd die Stufen hinauf. Er küsst mich auf den Mund. 
Hat das jemand mitbekommen? Es ist verboten. Es ist reizvoll. Er ist allwissend. Seine Bilder sind verwaschen, ich betrachte sie und werde nicht schlau aus ihnen. Aus ihm. Er schreibt, er denke viel an mich. Den Brief verliere ich, und ich verliere jede Selbstachtung wenn ich ihn spüre. Eben noch Hände an meiner Hüfte. Wir tanzen und ich sterbe. Er war hier. Ja. Ich nehme seinen Schal und vergrabe die Nase darin. Er sagt, dass er es will -

CUT.
CUT.
CUT!

Ich will alles. Schon erwähnt?
Mein körperlicher Hunger meldet sich. Das ist gut.
Ich werde versuchen, einzuschlafen und dem Hunger nachzuspüren.


4 Kommentare:

  1. hey :) danke für dein Kommentar !
    Aber ich denke, ich werde den Header nochmal ändern, aber ich will da kein foto mehr von mir haben, es soll alles bissl anonymer werden.

    xoxo, Emma

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  2. Ich mag deinen Schreibstil in dem Post total :)

    -> Zu deinem Kommentar: Ich weiß es wirklich nicht, ich habe mir immer verboten, darüber nachzudenken. Und ich werde das auch weiterhin tun, ich will einfach nicht wieder verletzt werden. Man muss ja auch nicht immer alles benennen können :)

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  3. Ist nicht schlimm :) Ich habe nur diese Angst mehr zu essen als ich will.Generell viel bzw normal essen ist schwer weil ich Angst habe zuzunehmen.Und wenn ich dann zunehme sieht man ja was passiert.Ich könnte ja versuchen die kalorien etwas zu steigern :-)

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  4. Ich glaube auch das ich mal auf Gurken und/oder Naturjoghurt "umsteigen" werde :-)

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