Montag, 9. Juli 2012

Wohin?

T. sagt, er hat noch nie einen so zerrissenen und widersprüchlichen Menschen gekannt. Zwei Minuten später war er weg.
Unser Wochenende war (mit Höhen, Tiefen und THC) ganz schön. Relativ wenig Streit für unsere Verhältnisse.
   Gestern, im vollgedröhnten Zustand, ein Weg, von dem ich nicht gedacht hätte dass er sich jemals wieder so deutlich abzeichnen würde - und wenn ich tot wäre?
Ich habe so viel Scheiße angestellt, mit anderen Menschen und mit mir selbst. Stecke so fest. Vielleicht gibt es ja ein zweites Leben, in dem man die Dinge besser machen kann. Und wenn nicht - schlimm wäre das nicht.
Ich erschrak vor mir selbst. Ein wenig. Der Gedanke schmeckte so tröstlich, als ich ihn aussprach.
  Heute erschrecke ich wieder. vor Bildern, die in meinem Kopf in meinem Zustand und meiner Verfassung absolut nichts verloren haben. Vor einem unsichtbaren Sog, der mich tiefer hinein zieht. Tiefer in die Materie und zugleich raus aus der Realität.





Meine Gefühle sind kaum noch regulierbar, Triebe, Vorschriften, Verpflichtungen und Träume rauschen durch mein Gehirn und schütten literweise Botenstoffe in meine Blutbahnen.
Ich wanke.
Ich wackele.
Ich breche zusammen - schluchzend, bebend.
Ich könnte mir den ganzen Tag Ohrfeigen geben.
  Ich hasse mich so sehr für meine alienhafte Fremdheit in dieser Welt, für meine kindlichen Obsessionen und Tagträume heute, für meine Essanfälle gestern. Für den Betrug. Für die Masken. Für das Schauspiel :"Ich kann das alles tun, ich gehe jetzt arbeiten, mach das Abi und alles wird gut. Ich verspreche, dass alles klappt."
Wo ich im Inneren so verstört und verängstigt bin, ständig zucke und krampfe vor Scham und Angst und Wut und Hass.
Hass.
Hass.
Also, den Hass hätte ich. Genug Hass für den leichten Weg.
Dabei wollte ich doch leben?

"Gibt es irgendetwas, Phoebe, was dir ein bisschen Freude machen könnte jetzt? Heute Abend die neue Titanic lesen, den arte-Thementag im Hintergrund, das hast du doch angekündigt. Weißt du, Rituale helfen. Ich weiß, das gilt nicht für dich, aber mir hilft es jeden Abend um zehn Sudokus zu lösen und dabei eine Tafel Ritter-Sport-Alpenmilch zu essen. Nach dem Schwimmen. Das tut auch dir gut, du brauchst Sport. Sport und Disziplin. Strukturen. Tagesabläufe. Nimm doch ein Kilo ab, tu es doch einfach! Nur damit du siehst, was du kannst. Geh arbeiten. Mach das."
"Ich bin so überfordert, T. So kraftlos." Ich weine wie ein Baby.
"Du willst es doch?"
"Vielleicht. Ja. Nein. Ich hasse mich zu sehr gerade. Ich will ja etwas ändern, ich will dir nicht mehr wehtun und unsensibel sein, aber es passiert, ich weiß doch auch nicht..."
"Ich habe noch nie einen so zerrissenen und widersprüchlichen Menschen kennen gelernt wie dich."

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