Kaffee, Kippen, Die 70er Musik von T. im Hintergrund.
Ready to post!
Hatte ein anstrengendes Wochenende. Die Zeit mit T. ist immer ein Auf und Ab.
Freitag war schön.
Samstagvormittag gab es einen cholerischen Anfall seinerseits und einen Heulkrampf meinerseits - weiße Wandfarbe überall in der Wohnung verteilt, Türen knallen, zitternde Hände, die sich umklammern. Zusammenzucken unter seinem Gezeter. Entschuldigungstiraden (beiderseits).
Samstagnachmittag Gras organisiert, den Abend im Park gelegen und abgeschossen. War angenehm.
T. meinte, er habe das letzte Mal vor 25 Jahren gekifft.
Abends Süßigkeiten für mindestens sechs Personen gemeinsam vernichtet. Kein Sex.
Sonntag war dann extrem entspannt, wir haben noch ein, zwei Joints geraucht und die Greatest Musicians - Liste des Rolling Stone durchgeackert.
Sonntagabend Telefonmarathon.
Seit langem wieder R.s Stimme am Telefon: "Ich fände es schön, wenn du kommen würdest, ja. Aber das können wir nicht machen. Es geht nicht. Im Herbst besuche ich meine Schwester in Mainz, da können wir uns ja dann..." Schweigen. Seufzen.
"Was seufzt du? Seufzen. Komisches Wort."
"Du weißt es doch, Phoebe. Ich glaube, würde ich dich jetzt sehen... Ich könnte die Finger nicht von dir lassen."
"Ich dachte den Punkt hätten wir überwunden?! Und wenn schon. Ich will das auch. Ich lebe im Moment sehr promiskuitiv. Lass uns ganz entspannt da ran gehen, ohne Druck, ohne Verpflichtungen."
"Ach, du. Ich würde mich da wieder zu sehr reinsteigern, das weiß ich. Ich kenne mich doch."
"Nur ein bisschen reinsteigern, alter Mann. Das wird schon gehen. lass uns einfach treffen und sehen, was..."
"Kiffst du?"
T. ruft an. Ich reagiere nicht sofort. Wir reden kurz, die Verbindung bricht ab. Ich rufe nicht zurück, schwelge weiter in Erinnerungen mit R.
Danach versuche ich es wieder bei T. Er ist sauer...
Ein falsches Wort von ihm, ein Nervenzusammenbruch für mich.
Ich bin immer noch abhängig, abhängig von seiner Gunst, seiner Aufmerksamkeit, seiner Bewertung.
Stärker abhängig als von jedem anderen Mann, von jedem anderen Menschen in meinem Leben.
Ich weiß, es ist krank. Ich liebe ihn nicht mehr, und doch ist er so allgegenwärtig und so tief verbunden mit meinem innersten, unsichersten Selbst.
Er kennt jeden Zentimeter meiner Haut, jedes Gramm Fett, das ich in den letzten Jahren zu- oder abgenommen habe. Jeden Gedanken, die peinlichsten und dunkelsten Momente.
Alle Fehler, alle Lügen, jeden Betrug, alles, alles weiß er. Kennt er. Nutzt er.
Ich komme nicht weg von diesem Richter meiner Worte, diesem Terroristen meiner Gefühle.
Und doch bin ich alleine.
Es gibt ihn, den Menschen, den ich ohne dafür büßen zu müssen in mein Herz gelassen habe, hunderte von Kilometern von mir entfernt im tiefsten Bayern.
Was gäbe ich dafür, wieder mit S. aufzuwachen. Seinen für meine Nase so fremden Jungengeruch zu riechen, seine weichen, faltenlosen Gesichtszüge vor mir zu sehen und sein störrisches Haar zu berühren. Sein Morgengesicht, sein Abendgesicht.
Wie ein starkes Medikament ohne bekannte Nebenwirkungen.
So ganz anders als T.
So ganz anders als R., der seinerzeit meine Gefühle vergewaltigen konnte und ich die seinen.
Schmerz, Kummer, Zweifel, Wut. Muss Liebe immer wehtun?
Kann sie vielleicht ganz einfach, ganz natürlich, ganz reibungslos, ganz unglamourös sein?
Inzwischen würde ich das nicht mehr infrage stellen. Ich habe es gefühlt.
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