Donnerstag, 28. März 2013

Näher jetzt als gestern.

Nach einer traumlosen Nacht der Tiefenentspannung, (Einschlafgedanken an Derek Parfit und Nase in ein navygrünes T-Shirt von Lennard vergraben) sitze ich nun hier im Schneidersitz auf meinem flauschigen Bett.
Kaffee ans Knie gelehnt, XL-Zigarillo von meinem Stiefvater im Mundwinkel und bin einigermaßen zufrieden mit meinem Leben.
Dieser Satz aus meinem Mund, wer hätte das gedacht?
Ich liebe den erdigen Geschmack des Rauches. Die Kühle meines Zimmers im fahlen Winterlicht. Thom Yorkes Stimme, die meine Bauchdecke erbeben lässt. Ich liebe meine Mutter, beim Kaffeekochen in der Küche getroffen, zwei Tiere in Bademänteln. Ich liebe es, zu frühstücken (Naturjoghurt mit Sojaflocken, Müsli, Leinsamen und Alpro light) und dabei nur das Essen zu schmecken - keine Glotze, kein Lesen, keine Ablenkung.
Ich liebe es, um sieben Uhr das Laptop hochzufahren und meine erste Kippe mit einer Partie Spider Solitär zu genießen. Das kreative Chaos meines Zimmers - Sportsachen, die mir zublinzeln, ein paar Zeitschriften, Kabelsalat, Gedichtbände, Schulsachen. Ich freue mich wahnsinnig, meine Lulu wiederzusehen und meine Cousine. Auf die zwei Stunden im Auto mit meiner Mutter und meinem Stiefvater und lautem Jazz und
Freiheit. Auf das Haus am See.
Ich freue mich darauf, wieder mit dem Lernen zu beginnen. Stundenlang über Büchern zu brüten, krakelige Aufsätze zu verfassen, meinen Geist zu nähren.
Auf Zyklopenmomente und Küsse im Auto.
Auf Telefonate mit meiner Besten, die meine Erwartungen immer wieder übertrifft.
Ich will arbeiten gehen.
Struktur und Organisation gegen die Ängste.
Ich will Joy Division und The Smashing Pumpkins und Genesis hören und ewig vergessene, selbstvergessene Ballettschritte auf meinem fleckigen Teppich tanzen.
Ich will Zeit.
Ich liebe Zeit.
Ich freue mich auf die Zeit.
Parfit sagt, Zeit ist ein Raum, und das Verstreichen der Zeit eine Illusion. Das ist tröstlich und russisches Roulette zugleich. Mein Buddha auf dem roten Metallschränkchen nickt langsam.






6 Kommentare:

  1. die bilder sind wunderschön, vor allem das obere*-*
    xoxo

    AntwortenLöschen
  2. Ja, ich habe schonmal reingehört in das neue Demo-Album, aber noch nicht alle Lieder :)

    AntwortenLöschen
  3. Hey :)
    Ich kann mir die Ruhe und Zufriedenheit vorstellen, mit der du aufgestanden bist. Schön! :)

    AntwortenLöschen
  4. Mh, Zwangseinweisungen bringen vielleicht dauerhaft nichts - aber erst einmal hält es denjenigen ja davon ab, sich das Leben zu nehmen. Aber ich habe ja jetzt mit seiner Mutter gesprochen und es hat sich herausgestellt, dass das alles mehr heiße Luft war.
    Was du mit deinem 12 Jährigen ich erzählt hast - so ähnlich ging es mir in der Therapie, aber eben mit meinem 4 Jährigen ich (damals haben meine Eltern sich getrennt). Und manchmal fühlt man sich wie 12 oder eben 4. Und ich bin inzwischen überzeugt davon, dass man dieses Gefühl nicht unterdrücken, sondern ernst nehmen sollte. Das Kind in sich zur Sprache kommen lassen, auf seine Bedürfnisse hören, ihm insgesamt zuhören und achtsam sein.

    Dein Post ist schön, irgendwie sehr lebensbejahend. Ich fühle diese Energie dahinter, diese Lebenslust. Dieses Gefühl. Danke, dass du das mit uns geteilt hast.
    <3

    AntwortenLöschen
  5. Ach, verliebtsein ist schön. :) Ich wünsche dir Glück mit ihm, er scheint dir gut zu tun, wie man in deinem Post lesen kann. Ich kann Butterfly nur zustimmen, man spürt deine Lebenslust. Dein Schreibstil ist wirklich atemberaubend.

    Mir scheint, er ist ein sehr kluger Mensch. Ich werde versuchen, dieses Bild in meinem Kopf zu behalten, sobald ich mit Männern/Jungen konfrontiert werde (also quasi täglich.) und mich an die 30 % Regel zu halten.
    Das ist eine wirklich gute Taktik, glaube ich. Ich hoffe, damit kann ich Fortschritte machen!
    Ich danke dir dafür, dass du diese Idee mit mir geteilt hast! <3

    AntwortenLöschen