Samstag, 30. März 2013

Das große Fressen [Take 17653790].

Essen.
Scheiß-verficktes-Hass-Kack-Huren-Essen.
Vorgestern ging es los mit einem Nachmittagssnack auf der Tanke in der Nähe von Stuttgart. Cornetto-Arschlecken mit Schokolade. Hätte ich besser mal bleiben lassen.
Nachdem ich tatsächlich fast eine Woche ohne Essanfälle und Abführmittel und Entwässerungstabletten durchgestanden habe, ist die Versuchung nun groß, einen Cocktail einzuwerfen.
  Situation vorher: Essen und trinken, wenn ich Hunger bzw Durst habe, sorgfältig gekocht, relativ low carb und high protein. Viel vegan. Viel gesund. Viel Ballaststoffe. Ausreichend (?). 5x Fitness.
  Situation seit der Fahrt zu meiner Cousine: Essen und trinken, wenn ich nervös oder gelangweilt bin. Viel Kohlenhydrate, viel Zucker, viel Fett. Sehr viel Schokolade und Nutella. Viel Weißbrot. Viel sinnlos rumgehangen, kaum bewegt.
Adieu, Hüftknochen, High-Gefühl und Askese! Willkommen, Pseudo-Schwangerschafts-Bauch, fette Schenkel, Übelkeit, Ekel!
Es kotz mich an, über diesen Scheißmist lamentieren zu müssen, aber es muss irgendwie raus.

Der "Auslöser" für das große Fressen (im übrigen ein großartiger Film mit Michel Piccoli) war, denke ich, die Anspannung im Auto. Wir waren viel zu spät losgekommen und im Berufsverkehr gestrandet. Eine Stunde Stau, dann die falsche Ausfahrt genommen, nochmals eine Stunde Stau. Meine Mutter, die am Steuer saß, war den Träünen nahe und grausam schlecht gelaunt, mein Stiefvater mit der Google-Maps-Wegbeschreibung überfordert und dezent gereizt. Lulu und ich, vorsichtig Zweckoptimismus verbreitend, hatten keine Chance. Ich finde es schrecklich, wenn meine Mutter so verzweifelt, so hilflos, so ausgeliefert ist. Jammert, sich bemitleidet, flucht. Wenn meinem Stiefvater wütende Rauchwolken aus den Ohren steben, er einsilbig und vorwurfsvoll vor sich hin murmelt.
Es stresst mich, verdammt.
Als ich endlich, nach fast vier Stunden, eine Zigarette rauchen und ein wenig Sauerstoff an mein Gehirn lassen konnte, war der Fressanfall im Kopf schon bewilligt worden. Einfach nur Fressen. Kotzt mich nicht an.

Ich weiß, dass das kein guter Mechanismus ist, mit schlechter Stimmung und Stress umzugehen.
Ich will es auch weiß Gott nicht mehr.
Wie kann Essen einmal so leicht und alltäglich und dann wieder so kompliziert, symbolbeladen und pathologisch sein?



Heute "live" gesehen:



Otto Dix: Drei Weiber


4 Kommentare:

  1. hey phoebe,

    trägst du wikrlich diesen wunderbaren namen? ich denke da immer gleich an shakespeare ;)

    mich fasziniert deine art zu schreiben, nicht alle themen davon sind unbedingt meine, aber immer dann, wenn es mehr um literatur und die spielerei mit sprache geht, gefallen mir deine zeilen sehr.
    ich schaue hier auf jeden fall gerne immer mal wieder rein.

    vielleicht gefällt dir mein blog ja auch?
    http://colorfulmindburst.blogspot.de/

    auf gute gegenseitige inspiration ;)

    liebe grüße!

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  2. Das schaffst du, Phoebe! Rückschläge gehören dazu... Also verdammt, Schlag den Rückschlsg zurück!
    Das Bild ist faszinierend... Es macht mir auch ein wenig Angst, denn es zeigt die krassen Gegensätze in unserer Gesellschaft.
    Liebe Grüße!

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  3. Ich fühle mich wunderbar als linkes weib, momentan bin ich jedoch das rechte weib.

    du kommst bestimmt wieder in den anderen ess-rhytmus zurück. menschen sind gewohnheits..tiere?

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  4. "Wie kann Essen einmal so leicht und alltäglich und dann wieder so kompliziert, symbolbeladen und pathologisch sein?"
    DIESE FRAGE! Stell ich mir wirklich ständig.

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