Samstag, 20. April 2013

Demo gegen Brei.

Jetzt bin ich wirklich krank, motherfucker yeah!
Mein Kopf fühlt sich an, als säße er zwischen meinen Bronchien, meine Nase läuft und läuft wie der gute alte VW-Käfer, Ohrenschmerzen, Jackpot.
Hinzu kommt ein gewissenloser Drang zum Fettzellen-Ausbau. Schokolade? Schokolade! Weizen? Butter? Kiloweise.
Vorhin fuhr ich mit Lennard - auf dem Rückweg vom Gartencenter - durch die Geisterstadt Dietzenbach, Iggy Pop fauchte aus den Boxen und meine Finger umschlossen die seinen auf der Kupplung.
Wir redeten über Alpträume und Kaffeesahne und Nichtraucher-Autos, teilten eine Laugenbrezel (ich esse das Salz).
Der Sturm im Wasserglas. Er fragte, ob ich über das Brei-Sein reden wollte, meine metaphorische Zustandsbeschreibung aus der letzten Therapiesitzung. Ich negierte und trommelte "The Passenger" auf das Armatourenbrett.
Es gibt Momente, in denen man die eigene Unzulänglichkeit zum Gegenstand machen sollte, dies war keiner davon. Zu viele einfache Kohlenhydrate im Blut, zu viel Rotze in den Nasennebenhöhlen, zu viele Elefanten der Angst auf den krummen Schultern. Meine Wirbelsäule leidet unter einer bestimmten Form der Skoliose, man könnte es auch Buckel nennen. Meine Fähigkeit zum Seelenstriptease vor Männern, die mich in Träumen heimsuchen, steigt umgekehrt proportional zur empfundenen Attraktivität meines Körpers.
Ich finde rot-fleckige Gesichter und glasige Augen in Kombination mit Fressbauch und Herpesbläschen nicht besonders sexy. Kann man vielleicht drüber streiten. Er fand es offenbar auch nicht.
Im Endeffekt gebe ich mir hier und jetzt den Freibrief, weiterzufressen, bis ich wieder auf dem Damm bin. Aus Faulheit und Frustration und einfach, weil ich mir noch mehr Gründe liefern möchte, mich zu bemitleiden.
Nicht dass das falsch verstanden wird - mein Tag war wunderschön. Mein Immunsystem schwächelt nur ein bisschen, wenn es darum geht, Rückenpiekser von divine men oder die Invasion der autodestruktiven Dämonen meiner Seele abzuwehren. Letztere tragen übrigens T-Shirts mit Bansky-Motiven zu stoischen Mienen und schwenken Banner mit der Aufschrift: "Chocolate Killer" und "Drag behind!".
Hübsche kleine Manifestation der Schwäche in Zeiten der Angst.











8 Kommentare:

  1. Das.. das ist genial. Die letzten paar Sätze.
    Ich wünsche dir, dass du bald wieder gesund bist und obwohl du das gerade nicht bist, klingt das gar nicht so verzweifelt. Eher wie, ich mache eine Pause und dann sehen wir weiter. Viel Glück. :)

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  2. Wenn man sein Leid in Humor packen kann, ist der erste Schritt schon gegangen.

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  3. Nein, Emily kenne ich nicht. aber ich finde die Idee mit meinem Tattoo ehrlich gesagt selber ganz toll:)
    Ich werde mir mal ein paar Texte von ihr durchlesen;)

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  4. iggy pop fauchte aus dem radio- die formulierung merk ich mir. du hast wirklich einen sehr lebendigen schreibstil. ich bekomme fast ein schlechtes gewissen, wenn ich einen deiner posts erst tage später lese, mich überkommt das gefühl, etwas wichtiges verpasst zu haben :)
    gute besserung!

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  5. Oh Lolita, du bezauberndes Etwas. Wollen wir nicht irgendwie alle so sein wie sie? Also mir geht es so. Jung, lebensfroh, unbeschwert, begehrenswert, eigen, kokett, ... Ich weiß nicht, irgendwie hat die kleine Lo etwas faszinierendes. Vielleicht kommt mit der Erkenntnis, dass dieses Ideal genauso wie alle anderen auch so gut wie unerreichbar ist, der Drang sich selbst zu zerstören. Entweder so wie sie oder gar nicht, dann kann ich mir auch die Arme aufschneiden. Keine Ahnung, vielleicht ist das ja ein Grund, wobei Lolita natürlich nur ein herausgepicktes Beispiel ist, jeder hat andere Vorstellungen und Ideale. Ergibt das Sinn?
    Gute Besserung meine Liebe ♥

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  6. Dankesehr! Ich hab mir gedacht, da ich ja nun glaube ich kein Gesicht hab, das ich unter einer Tüte verstecken müsste und, da ich nach ausführlicher Diskussion mit mir selbst beschlossen habe, dass die Sachen über die ich schreibe nichts sind, wofür ich mich schämen müsste, zeige ich mal wer ich bin. Falls wirklich mal jemand den ich kenne zufällig auf meinen Blog stoßen sollte dann hat er halt Pech gehabt, ich versteck mich nicht mehr.

    Ich denke, das Akzeptieren, als Inspiration nehmen und nicht dran Zerbrechen ist etwas was ich noch lernen muss. Aber ich glaube, ich bin auf einem guten Weg.

    Dann nehme ich mal an, dass dir der Film sehr gut gefallen hat? Ich hab mich noch nicht "getraut" ihn zu sehen, da ich es eigentlich ungerne mag, wenn die Bilder der Figuren die ich mir im Kopf zusammengewurschtelt hab nicht denen im Film entsprechen. Aber da es wohl ein gelungener Film ist und ich sicherlich nicht enttäuscht werde, schaue ich ihn mir demnächst auch mal an.
    Ich stimme dir da aber auch zu! Wäre Lolita nicht so direkt auf ihn zugegangen, dann wäre es vielleicht nie zu einer intimen Verbindung gekommen. Wenn man mal davon absieht, dass Humbert als erwachsener und eigentlich vernünftiger Mann es nicht hätte zulassen dürfen, dass die beiden eine sexuelle Beziehung eingehen, hat Lo eine gewisse Teilschuld zu tragen. Wenn ich jetzt sagen würde, sie wusste worauf sie sich eingelassen hat, dann wäre das aber auch falsch.
    Ein armer, seinen Trieben und Neigungen ausgelieferter Kinderficker und ein aufgewecktes, neugieriges Naivchen.
    Magst du mir das mit der symbolhaften Deutung Lolitas noch ein wenig erläutern? Sie steht also für die stets nach vorne schauende, vergängliche und oberflächliche Kultur Amerikas, er der Außenseiter, für das prüde, alteingebackene Europa und lässt sich von der Freiheit, den Möglichkeiten und der flüchtigen Lebensweise, die Lolita verkörpert verzaubern? Es lebe der Amerikanische Traum.
    Fragen über Fragen. Tut mir leid, dass ich dich hier so zuspamme, aber der Großteil meiner Mitmenschen liest ausschließlich Intouch oder Grazia und ist deshalb zu solchen Gedankengängen gar nicht in der Lage. Es ist also sehr erfrischend jemanden gefunden zu haben, mit dem man sich mal ein wenig austauschen kann.
    Bisous ♥

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  7. Du bist so ein beeindruckender Mensch, weißt du das eigentlich? Unglaublich intelligent, meine Güte, da wird einem ja ganz schwindelig beim Lesen deiner Texte, zudem auch noch freundlich, liebenswert und ich finde sehr stark.
    Weißt du, ich fühle mich so klein, dumm und unerfahren neben dir, nur am heiße Luft durch die Gegend pustend. Meine Aussage aus dem letzten Post, dass meine Freunde nicht in der Lage sind zu denken muss ich verbessern, nicht dass es nicht stimmen würde, aber ich gehöre ungelogen dazu, bin da schon ganz gut aufgehoben. Auch, wenn die Grazia nicht meine Lieblingszeitschrift ist (nichts gegen Grazia-Leser im allgemeinen, das war nur eine dahin gefaselte Formulierung), bin ich genauso unbelesen wie besagte Mitmenschen. Ich bin genauso wenig in der Lage um so weit zu denken wie du es kannst. Das finde ich ziemlich beeindruckend. Ich werde mir unseren Kommentarverlauf erst einmal ausdrucken und einrahmen denke ich, sozusagen als intellektuelles Highlight meines Lebens. Danke dafür!
    Ich könnte jetzt natürlich noch weiter schleimen, aber ich lasse es lieber, sonst rutschen wir beide gleich noch aus.

    ginger.anny@googlemail.com
    Du kannst mir gerne deinen Facebook-Link schicken, aber sei nicht enttäuscht, wenn ich nur unnützes Zeug von mir gebe, ich bin es nicht anders gewohnt.
    Du bist die erste, die ich von hier mitnehme in die reale Welt. Hahaha wie witzig von mir Blogspot als fiktiv und Facebook als real zu beschreiben. Humor hab ich auch nicht.
    ♥♥♥

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