Mittwoch, 24. April 2013

Male mir deine Innere Leere.

"Jetzt natürlich die Frage - vor was hast Du Angst, allen nicht gerecht zu werden und wer sind die 'Alle' und was machen die 'Alle' und haben die 'Alle' eine Sozialversicherung oder sind es auch nur kleine Dämonen auf den Eltern, die Skat spielen und warten, dass sie einen piesacken können ?
Was ist Deine innere Leere ? Ist Deine Innere Leere ein Raum ? Groß ? Klein ? Verwinkelt ? Male mir doch mal bitte Deine innere Leere / beschreibe sie.
Also Phoebe (ich fange selten so an), Weltschmerz, welche Art von Weltschmerz ? Das alles doof ist ? Das nichts passt, das Alle (da haben wir wieder Mr./Mrs Alle) was gegen einen haben, bitte definiere das genauer.
Ich weiß, das sind alle psychologische Fragen, aber ich bin nicht Deine Psychologin, ich will Dir helfen, das ist alles und ich frage auch um Dich besser zu verstehen / Dich begreifen zu können.
Zum Schneiden, ist es eher die Angst vor der Tat bei Dir oder das Gefühl beim Schneiden, bitte erkläre es mir.
Ich sehe das auch so, vor allem, Du darfst stolz auf Dich sein, Du bist weiter als damals, als Du Dich geschnitten hast, schaue zurück und sehe Dir den Weg an den Du gegangen bist. Du hast mehr erreicht, mehr erfahren, Du hast Dich von einem Übel befreit, (ich meine Mr. T), gehst neue Wege, die nicht einfach sind, aber Du gehst sie."


 Okay. Durchatmen. Teer husten. Los!
'Alle' sind sowohl sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als auch kleine, fratzige Dämonen (die Mau-Mau spielen, Skat beherrschen sie nicht). Ich habe Angst vor der Konfrontation mit meiner Mutter, Angst, dass sie mich nicht (aus)halten kann, weil ich zu kompliziert und verrückt und teuer und mindestens 15 Kilo zu schwer bin, mindestens 15 cm zu groß. Ich habe Angst, dass sie vielleicht Recht hat und ich mich nicht hinreichend um einen Job bemühe. Sie hat mir vorgeworfen, dass ich alle Süßigkeiten wegfressen, die "privaten" aus ihrem Schlafzimmer. Geht's noch symbolgeladener? Freud hätte seine Freude an uns. "Kannst du nicht einfach das Nutellaglas leeren und die Marmelade und den Frischkäse und dir Pizzen backen?" - "Habe ich doch schon. War leer. Tut mir leid, dass ich so krank bin, Mama, ich habe auch keinen Spaß daran, glaub mir. Und es tut mir besser, wenn du mich nicht so unter Druck setzt im Bezug auf die Arbeit. Ich kümmere mich täglich darum!" Facepalm. Sie zetert, sie wäre ja wohl die jenige, die unter Druck steht - selbst arbeitssuchend - und alle wollen ständig Geld von ihr. Meine Versicherung, meine Fernschule, mein Fitnessstudio, meine Schwester, ich.
Ich habe Angst vor mir selbst und vor meinen Gefühlen, weil ich sie nicht mal ansatzweise begreifen kann. Ich bin exhibitionistisch ohne Mantel, ohne Selbstschutz, ohne Begrenzungen.
Meine Dämonen klatschen rhythmisch Karten auf den Tisch - die Binge-Karte, die Trauma-Karte, die Selbsthass-Karte. Mein Kopf ruckelt unter dem Gestampfe ihrer hässlichen Füße.
Meine Innere Leere ist ein Vakuum. Da ist nichts: keine Wände, keine Gefühle, kein Denken, nur NICHTS. Mein Körper sagt "Panik" und mein Kopf fühlt sich an, als hätte man ihn ausgesaugt, rien ne va plus. Ich höre, sehe, schmecke noch, aber alles ist extrem weit weg und wird nur auf der unbewussten Ebene registriert. Es ist eigentlich ganz heimelig in der Inneren Leere, wenn auch kalt und langweilig. Aber wenigstens sicher. Nicht erreicht mich, nichts berührt mich, ich könnte auch tot sein.
Weltschmerz! Haha! Mein Weltschmerz zieht folgende Gedankenschleife mit sich (in der Art von klappernden Blechdosen hinter einem Hochzeitswagen): Die Welt ist beschissen. Nichts und niemand kann sie besser machen. Die Existenz ist sinnlos, insbesondere meine eigene. Ich werde nie etwas "schaffen" können, nie etwas bedeutungsvolles leisten. Dafür ist hier auch kein Platz. Die anderen (Mr und Mrs Alle) sind auch beschissen, jawohl. Egoistisches Pack. Idioten. Mich inbegriffen. Was spielen wir hier eigentlich, wann fangen endlich die Zuschauer an mit den Buhrufen? Warum starren sie uns, mich, alle so an? Darf ich bitte hinter die Bühne gehen und meinen Kopf gegen den Garderobenspind schlagen? Den sinnlosen, der Ontologie entlehnten Garderobenspind. Hinein! Weg! Aus.
Das Schneiden, der Druck, sich zu verstümmeln... Der Reiz liegt nicht nur in dem Moment, in dem das Fleisch sich teilt und die rote Suppe herausrinnt (Mundwinkel, Mündigkeit!) oder die Haut verkohlt und stechend brennt unter einem Zigarettenstummel. Genauso befriedigend ist es, noch Tage später eine Narbe zu sehen (und immer wieder zu öffnen), die leise murmelt: Du hast dich schon bestraft, es ist okay. Immer, wenn der Druck wieder kommt, verweise ich auf eine frische Wunde und die Dämonen nicken anerkennend. Ich sitze hier ganz ruhig und spiele in Gedanken wieder und wieder durch, wie ich die Rasierklingen aus dem Papier nehme, sie feierlich ansetze und Blut. Ich tue es nicht. Ich will es nur.




2 Kommentare:

  1. "Genauso befriedigend ist es, noch Tage später eine Narbe zu sehen (und immer wieder zu öffnen), die leise murmelt: Du hast dich schon bestraft, es ist okay. Immer, wenn der Druck wieder kommt, verweise ich auf eine frische Wunde und die Dämonen nicken anerkennend." Jepp, so ähnlich hatte ich es gestern Abend versucht meinem Freund zu erklären.... :/

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  2. Wundervoller Text...so echt. Ich kann es direkt spüren...
    Und ich liebe dieses herzzerreisende Lied so sehr </3

    In Liebe...Nanouk

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