"Ich gehe zu Fuß. Ich laufe bis zur Clayallee. In einer Seitenstraße muß die Villa sein. Ein junger Student der Hochschule für Bildende Künste hatte mir vor langer Zeit angeboten, bei ihm und seiner Mutter zu wohnen. Sie wohnen in einem hölzernen Gartenhäuschen auf dem Grundstück der Villa des englischen Botschafters, in der sie als Reinemachfrau arbeitet. Ich liege tagelang mit dem Gesicht in den Blumenbeeten und schlafe die ersten Nächte im Freien. Ich muß erst wieder anfangen zu leben. [...]
Ich bin fest überzeugt, ich habe die Erwachsenenhölle überwunden, denn ich bin auch körperlich wieder zu Kräften gekommen, als eine Wespe an der Fensterscheibe mich mit ihrem Gesurre zur Weißglut bringt, während ich am Tisch sitze und Briefe schreibe. Ich öffne das Fenster, aber sie fliegt nicht raus.
Eine Weile ist alles still. Dann fängt sie wieder von neuem an zu surren und mit dem Kopf gegen die Fensterscheibe zu fliegen. In meiner augenblicklichen Überempfinlichkeit erscheint mir das Gesurre so überdimensional, dass ich mir die Ohren zuhalten muss. Das dauert mehrere Stunden. Immer wenn ich die Fäuste von meinen Ohren nehme, setzt die Wespe ein, als beobachte sie mich und warte nur darauf.
Ich schlage nach ihr, aber ich treffe sie nicht. Sie versteckt sich. Und sobald ich mich wieder an den Tisch setze, weil ich denke, dass sie weggeflogen ist, beginnt die Tortour von neuem. Ich presse mir die Fäuste so lange gegen die Ohren, bis ich glaube, dass sie die Quälerei endlich satt haben muss. Als ich die Fäuste wegnehme, geht es von vorne los.
Ich bleibe noch eine Weile sitzen, ohne mir die Ohren zu verstopfen, wobei ich die Wespe aus dem Augenwinkel verfolge, während ich so tue, als ob ich schreie. Dann reiße ich die Tischdecke mitsamt der Tinte und allem, was sonst noch darauf steht, vom Tisch und schlage die Wespe mit der Tischdecke zu Boden. Sie ist nur betäubt. Ich erwürge sie mit einem Wollfaden und verbrenne sie über der Gasflamme.
Während ihr verkohlter Körper knistert und sie langsam verglüht, begreife ich, dass sie nichts dafür kann, was die in Wittenau mit mir gemacht haben, und ich schäme mich, dass sie dafür büßen musste."
Klaus Kinski: Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund
So fühle ich mich. Aber es ist ganz schön.
Edit 13:39pm : Wenn dieses Dauer-Blockflötengedudel da unten nicht bald aufhört, werde ich zur Kindsmörderin.
Ich hoffe nicht, dass du dir den Kinski als Lebensvorbild nimmst :O
AntwortenLöschenDu bist in deiner eigenen Mischung ganz wunderbar, Phoebe, und so viel reizvoller und gesetteltter als dieser mensch.
ach und ich liebe deinen blog, erwähnte ich das bereits?
habe dich deswegen verlinkt ;)
Ich weiß nichtwirklich, was ich ich dazu schreiben soll... ♥
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