Licht trinken
Gedanken spielen
Lippen streifen
Kontrolle üben
und ein Liter Eiscreme danach.
Unter einer mikrodünnen Haut wölben sich Gebirgszüge der Unsicherheit, blaue Adern dickflüssiger Verletzlichkeit und reines Fett. Ich habe ein Elefantengehirn (und Elefantenbeine), mich umgibt eine Wolke aus teerigem Rauch und Bedürftigkeit.
Wir sitzen zu sechst in der Sofalandschaft, Penny, Howard, Lennard, ich und zwei schwarze Hunde, deren Namen auf Ypsilon enden. Wir sehen Slumdog Millionaire, trinken Sprite und rauchen Selbstgedrehte.
Ich fühle mich richtig und falsch zugleich. "Warum lachst du?", fragt Penny. Ich weiß es nicht, ich lache weiter. "Warum du lachst!"
Körperlose Angst.
"Weil ich daran denken muss, wie ich diesen Film das letzte Mal gesehen habe", sage ich schnell, obwohl das nicht stimmt. Ich kreise mit dem Fuß, damit er nicht einschläft, meine Hände zittern. Lennards Finger finden meine und sein Daumen massiert meinen Handrücken, er wirkt müde und erschlagen. Ich erwache, und es ist stickig; geräuschlos hieve ich mein Elefantenbein auf das Sofa. Er legt eine warme Hand auf mein Knie.
Wenn jeder nur für sich selbst sorgen würde, wären wir dann eine Ellenbogenbecken voller Egoisten? Oder gibt es eine universelle Ratio, die den Einzelnen dazu bringen würde, Entscheidungen im Sinne eines Gemeinwohls, einer übergeordneten Moral zu treffen?
Ich hasse es, zu klein zu sein für mein Gewicht und zu groß, viel zu groß für meinen Kopf. In meinem Leben bin ich deplaziert und provisorisch. Ich suche immer das Du, obwohl mein Ich gar nicht die Kraft besitzt, ihm etwas entgegenzusetzen. Sei es ein Nein oder ein aufrichtiges Ja. Mein Körper ist bloß der hinzugerufene, sonnenbebrillte Dolmetscher, die Hände in den Hosentaschen versteckt.
Was geben, wenn man nichts hat?
Wieviel nehmen dürfen? Eine Portion oder zwei? Kann man alles bestellen und die Reste einpacken lassen? Ist es dreist, den Teller abzulecken?
Ist es okay, Angst zu haben? Vor der Gier, vor dem Körper, vor dem Alleinsein? Vor dem anderen Körper, vor der Leere, vor dem Rausch und dem Ende?
Ich bin fünf Jahre alt und erkläre meinem Stoffhasen Lena, dass mein Papa böse ist, kalt. Er ist blau.
Ich sitze im Badezimmer auf dem Boden und Lena hält mich fest. Ich sage, dass Mama lieb ist, aber nicht, wenn sie trinkt. Und dass wir ein Auge auf sie haben müssen. Sie soll nicht trinken und sie soll nicht weggehen, das ist sehr wichtig, denn ihr könnte etwas passieren. Die Ziffern auf dem Funkwecker sind blutrot. Ich beginne zu zählen, Sekunden, Kacheln, Atemzüge.
Die Stille rasselt, oder sind das Schreie im Wohnzimmer? Ich muss Lena die Ohren zuhalten, was schwierig ist, weil sie sehr lang sind. Ich verknote sie und wickele ein kleines Handtuch um den Hasenkopf.
Unglaublich berührend, ich bin sprachlos.
AntwortenLöschenUnd ja, es ist okay, Angst zu haben. Es war, ist und wird immer dein Recht sein.
Jedes Gefühl ist subjektiv und damit berechtigt. Was hat deinen Vater als kalten Menschen erscheinen lassen?
AntwortenLöschenich mag deinen hasen*-* der war immer für dich da oder du für ihn*-*
AntwortenLöschen